(DnD am 10.11.2018 - mit Tarnis, Rory, Cord, Kaya, Rosa und Bolli)
Nach ihrem Kampf gegen die Barbaren im nördlichen Gebirge, mit der tatkräftigen Unterstützung der Zwerge aus Nunmar fielen Rosa, Tarnis, Rory, Bolli und Kaya erschöpft ihn ihre Betten und schliefen durch bis zum nächsten Tag. Nach und nach wurde ein jeder wach und als hätte er es gerochen, kam Cord pünktlich als Rosa gerade Brot, Schinken und Käse auf dem Tisch anrichtete vom Schiff zurück und betrat die gemeinsame Stube. Gerald und Gwenn hatten ihn nicht begleitet sondern waren weitergezogen, wohl in Richtung Heimat in Dunkeltann, wie Cord vermutete. Bei einem ausgiebigen Frühstück berichteten die Vier Windklingen ihrem Freund von den Ereignissen der letzten beiden Tage. Cord hörte stillschweigend zu, runzelte jedoch einige Male besorgniserregend die Stirn. Die Gefahr durch die Barbaren schien zumindest für den Moment gebannt.
Nach dem Frühstück blieben Rosa noch mit Cord am Tisch sitzen während Tarnis und Bolli damit begannen, einen Stall für die kleinen Frischlinge zu bauen, denen Bolli bereits Namen gegeben hatte. Vermutlich würde es nie zu einer Schlachtung kommen sondern die Schweine würden eher ein glückliches und zufriedenes Leben auf dem Gehöft führen bis sie eines Tages schließlich an Altersschwäche sterben würden, dachte sich Tarnis bei sich als Bolli die Schweine liebevoll in ihr neues Zu Hause setzte.
Kaya fand derweil keine Ruhe denn Vlads Fernbleiben bereitete ihr nach wie vor Sorge. So laß sie noch einmal seinen Brief, den sie vor ihrer Abreise ins Land der Lesath von ihm bekommen hatte, doch bis auf die Mitteilung, dass er nach Beendigung seiner Aufträge Thoralf auf dem Gehöft ablösen wolle, stand nichts brauchbares darin. Rory folgte ihr in ihr Zimmer und wollte ihr helfen, nach etwaigen Hinweisen zu suchen. Auf dem Tisch lag eine kleine Leinwand mit einem Bildnis von Kaya und der Nachricht, dass Vlad einiges zu verarbeiten musste - damit spielte er auf das Aktbild von Rory an, das er für Thoralf hatte zeichnen sollen. Kaya wollte Rory das Bild schon wegnehmen als er einen Zettel darunter hervorzog, der die ganze Zeit darunter gelegen hatte, scheinbar die zweite Seite seiner Nachricht, die unter dem Bild gelandet sein musste als Kaya es dort abgelegt hatte. Auf dem Blatt schrieb in Vlads unverkennbarer Schrift, dass er noch nach Aureastett wolle. Er hatte den Geheimtipp erhalten, dass dort äußerst lukrative Aufträge zu erwarten seien. Kaya hielt den Briefe in ihren Händen. Zwischen dem Brief und jetzt waren die Windklingen ins Land der Lesath gereist und Vlad wollte schon längst wieder zurück im Gehöft sein. Doch zumindest hatten sie nun einen Anhaltspunkt, wohin er gegangen war.
Zurück im Gemeinschaftsraum berichteten sie den anderen von ihrem Fund. Sofort packten alle ihre Sachen um baldigst aufzubrechen - nächstes Ziel Aureastett.
“Da können wir auch gleich zu dem Magister gehen, der mir diesen ominösen Brief geschickt hat”, sagte Cord und erinnerte an das Schreiben des Magister Tutor Jean Gerard, in dem er von seinem gesteigerten Interesse an Lesathium schrieb. Schon allein aus Neugierde wollten die Windklingen zumindest einmal bei ihm vorstellig werden und wer weiß, vielleicht erhielten sie ja noch einen guten Preis für ihre Steine?
In Aureastett angekommen, betraten die Windklingen die erstbeste Taverne im Hafen - “zum hohen Heck”, um sich dort nach Vlad zu erkundigen. Der Wirt kannte ihn wohl, hatte ihn jedoch schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.
Ihr Weg führte sie weiter zur Universität wo sie zunächst bei diesem fremden Magister vorstellig werden wollten. Wenn er schon an sie - die Windklingen - mit der Bitte um Erledigung eines Auftrages herantrat ohne sie zu kennen, hatte er vielleicht auch von Vlad gehört oder seine Dienste sogar schon beansprucht, erhoffte sich Kaya als sie an die Tore der Universität kamen. Die Wache war zunächst skeptisch als Cord von ihrem Anliegen berichtete, ging jedoch zum Magister und kam kurz darauf relativ verdutzt zurück um den fremden kunterbunten Söldnerhaufen zum Magister zu führen.
Magister Tutor Jean Gerard, wie er sich auch bereits in seinem Brief vorgestellt hatte, empfing sie in seinem Arbeitszimmer. Der Raum war recht ausladend mit zwei großen Kaminen an zwei gegenüberliegenden Wänden, schönen und schmuckvollen Gemälden an den Wänden und einigen Schaukästen mit verschiedensten Mineralien. Überall lagen auf mehreren Tischen und Schränkchen Notizen verteilt und in der Mitte des Zimmers stand ein großer Tisch, an dem er die Windklingen Platz nehmen ließ. Der Magister selbst war alt. Sehr alt und ausnahmslos in blauen Stoff gekleidet, lediglich unterbrochen durch goldene Borten an den Säumen. Unter einem blauen Hut lugten graue Haare hervor. Auf der Nase saß eine Brille, wie sie Kaya noch nie zuvor gesehen hatte denn sie hatte neben den üblichen zwei noch mehrere kleine eingefasste Gläser rund um das Gestell. Alles in allem machte er einen imposanten Eindruck.
“Nun, ich freue mich, dass ihr meiner Bitte nachgekommen seid und mich aufgesucht habt”, begann der Magister als er sich in seinem Stuhl zurücklehnte. Auf Cords Nachfrage, erklärte er, dass er jemanden kenne, der wiederum die Windklingen kennen würde da er ebenfalls das Land der Lesath bereist hatte. Um wen es sich hierbei handelte, wollte er jedoch nicht preis geben. Jedenfalls interessiere sich der Magister Tutor für das seltene Mineral Lesathium, das in Terravino natürlich nicht vorkam. Die Windklingen schauten sich an und entschieden dann stillschweigend, dass man ihm wohl vertrauen könne. Kaya bot ihm an, ihm eine Probe des Gesteins hierzulassen und nahm ein leeres Reagenzglas entgegen. Während Kaya in ihrem Rucksack kramte, legte Cord dem Magister seine Lesathiumgestärkte Bauernwehr vor, die durch die Magier der Kesselgasse bei ihrem letzten Besuch im Land der Lesath mit einer Lesathiumlasur bearbeitet worden war und die er ihm ebenfalls zur Untersuchung überlassen wollte. Kaya hatte derweil das Reagenzglas mit einer kleinen Handvoll Lesathium gefüllt und zeigte es dem über beide Ohren strahlenden Magier. Über den Preis wollten die Windklingen sich zunächst beraten und der Magier zog sich entgegenkommender Weise zurück und ließ die Windklingen kurz alleine. Die Gruppe hatte sich gerade auf einen Preis geeinigt als alle ein lautes KLONG vernahmen und zusammenzuckten. Pavel hatte einen großen Kerzenständer umgestoßen und Kaya sprang auf um ihn wieder hinzustellen. Sie war gerade dabei, sich wieder zu setzen als Pavel zu ihren Füßen schnatterte und ihr zwei Flaschen entgegen hielt. Kaya nahm ihm diese ab, zeitgleich öffnete sich die Tür des Arbeitsraumes und der Magister kam zurück. Panisch setzte Kaya sich auf ihrem Platz und verstaute die beiden Flaschen mit welchem Inhalt auch immer außerhalb der Blicke des Magisters unter dem Tisch. Er hatte es nicht bemerkt und setzte sich ebenfalls wieder an den Tisch.
“Nun, habt ihr euch bezüglich des Preises beraten?”, fragte er erwartungsvoll.
Ja, das haben wir. Und wir finden, dass…dass“, Kaya geriet ins Stocken als ihr Blick auf die offen stehende Tür einer kleinen Kommode schräg hinter dem Magister fiel, aus der Pavel wohl zuvor die Flaschen gediebt hatte und Schweiß trat ihr auf die Stirn. Planlos stand sie auf und erntete fragende Blicke. Sie schritt um den Tisch herum und Cord eilte ihr zu Hilfe indem er sagte, dass sie gerne 25 Gold für das Reagenzglas hätten. Der Magister blickte hierbei zu Cord und Kaya konnte unbemerkt die Schranktür schließen bevor sie an den Magister herantrat und ihm das Gläschen übergab. Erfreut willigte er in den Handel ein.
Die Windklingen fragten auch hier nach Vlad, leider vergeblich denn der Magier kannte ihn nicht. Doch erzählte er ihnen von dem Anschlagbrett auf dem Marktplatz, an dem täglich Aufträge zu holen waren. Die Windklingen bedankten sich für das Geschäft und die Information und verabschiedeten sich. Vielleicht erhielten sie an dem Aushang ja weitere Informationen über Vlad.
In der Vorhalle stellte Kaya mit Entsetzen fest, dass Pavel fehlte. Er musste noch beim Magister sein. Vorsichtig klopfte Kaya nochmals an seiner Tür und wurde von dem verdutzten Magier und kurz darauf von einem zwei Flachen tragenden Waschbären begrüßt. Böser Waschbär, schalt Kaya Pavel und entschuldigte sich beim Magister. Dieser lächelte jedoch nur verzeihend und fütterte Pavel sogar noch einen Keks bevor sich Kaya erneut und nochmals entschuldigend verabschiedete und schleunigst zu den anderen aufschloss.
Ihr nächstes Ziel war das Brett auf dem Marktplatz, an dem laut Aussage des Magister Gerard täglich Aufträge ausgehängt wurden. Am Marktplatz erwartete sie ein Bild des Chaos. Eine riesige Menschentraube drängte sich bereits um eine große Holzwand. Die Leute schubsten und beschimpften sich und Wachen versuchten, einem der Ihren einen Weg zu dem Aushangbrett zu bahnen. Die Windklingen drängten sich von der Seite vor an die Wand doch sie sahen keine Möglichkeit, als erste an die Aufträge heranzukommen. Auch auf Kayas Ablenkungsmanöver mit dem Ausrufen, dass der Zirkus soeben seine Zelte vor der Stadt aufschlagen würde, verließen nicht genug Menschen den Platz.
“Meinst du, die hängen hier auch die nicht erledigten Aufträge nochmal aus?”, fragte Kaya an Cord gewandt. “Ich meine, vielleicht hat Vlad hier ja einen Auftrag angenommen, der jetzt wieder ausgeschrieben wird falls er ihn nicht geschafft hat.”
“Vielleicht”, antwortete Cord. “Oder wir finden sonst irgendwelche Hinweise auf ihn. Jedenfalls sollten wir uns die Aushänge genauer ansehen.”
Cord schaffte es weiter nach vorn und gelangte zumindest in Hörweite der Wache, die verzweifelt versuchte, Zettel an die Wand zu pinnen.
SIND DIE AUFTRÄGE IRGENDWIE NACH WICHTIGKEIT SORTIERT?”, rief Cord dem Mann zu.
Dieser schaute sich erst suchend um, entdeckte Cord und antwortete gehetzt: “DAS WAREN SIE MAL…ABER WIE IHR SEHT, IST DAS SCHON LANGE NICHT MEHR MÖGLICH. ICH BIN FROH WENN ICH HIER HEIL HERAUSKOMME!”
Bolli hatte bereits sein Schild abgeschnallt und drückte sich durch die Menge. Die restlichen Windklingen folgten seinem Beispiel und schubsten und stießen sich Platz vor dem Brett um so dem Wachmann einen kleinen Korridor freizuschaufeln. Dieser nutzte seine Chance und hing behänd die Zettel an die Wand. Nun war kein Halten mehr denn überall wurde gestoßen, geschubst und sogar Fäuste flogen. Es entbrannte eine richtige Keilerei um die Aushänge. Einer nutzte sogar einen zu Boden gestürzten Mann als Sprungbrett um an den Aushang zu gelangen, wurde jedoch von Cord im Flug mittels Faustschlag gebremst. Flink angelten sich die Windklingen jeder einen der Zettel bevor sie zusahen, dass sie schleunigst Land gewannen. Doch die Wand war nun leer und die Windklingen waren nicht unbemerkt geblieben.
“DU DA”, rief einer und stellte sich Cord in den Weg. “DU HAST DOCH ZETTEL, RÜCK SIE RAUS ODER ICH HOL SIE MIR!”
“Ach ja, Arschloch?”, entgegnete Cord herausfordernd. Es machte KLONG, der Mann verdrehte die Augen und fiel zu Boden. Schulterzuckend stand Rosa dahinter, in der Hand noch ihre Steinschleuder.
Ein paar Ecken weiter und in Ruhe betrachteten die Windklingen ihre erbeutenden Auftragszettel.
Laut dem ersten Zettel war jemand auf der Suche nach allerlei Gewürzen. Sehr zur Überraschung und Freude von Rosa trug der Unterzeichner den Familiennamen Feuerkessel, genau wie Rosa, die vergnügt jauchzte.
Der zweite Zettel stammte eindeutig aus Penumbra denn ein gewisser “Captain” und sein Maat waren auf der Suche nach willigen Unterstützern in unterschiedlichsten Bereichen. Der fiel schon einmal aus. Auch Vlad würde sich nicht mit Penumbranern einlassen.
Beim dritten Auftrag handelte es sich um einen Transport nicht näher definierter Wahre an einen gewissen “Karrenkarl” bei der Südbrücke…
Beim vierten Schrieb horchten alle auf denn laut diesem wurde ein Söldner gesucht, der entweder abtrünnig geworden oder bei seinem letzten Auftrag gescheitert war. Das klang doch interessant dachten sich die Windklingen und so führte sie ihr Weg zu dem Auftraggeber schnurstracks erneut in die Universität. Und wieder zu einem Magister.
Die Wache staunte als sie die Gruppe erneut auftauchen sah und wunderte sich noch mehr als sie nun einen weiteren Magier nannten, den sie zu sprechen wünschten. Verwundert verschwand die Wache im Inneren der Universität, nur um die Windklingen kurz darauf erneut durch die Gänge zu führen bishin zu dem Erteiler des Auftrages.
Sie wurden empfangen von einem hutaussehenden Mann mittleren Alters, der sich ihnen wie es auch schon dem Zettel zu entnehmen war, als Magister David Kupferfeld vorstellte und in seinem Arbeitszimmer empfing. Der Raum war wesentlich kleiner als der von Magister Gerard, jedoch befand sich auch hier eine nicht unbeträchtliche Sammlung von verschiedensten Mineralien, Erzen und Steinen. Hier waren die Freunde scheinbar richtig denn in dem Gespräch mit dem Magier stellte sich heraus, dass es sich bei dem gesuchten Söldner tatsächlich um Vlad handelte. Der Magier hatte dessen Dienste bereits das ein oder andere Mal in Anspruch genommen und war nun skeptisch über dessen Fernbleiben. Sein Auftrag hatte ihn in die südlichen Gefilde Terravinos, genau genommen nach Veraxio geführt da der Magister von einem angeblich neu entdeckten Mineral gehört hatte, dass in Veraxio zu schürfen sei. Genaueres über das neue Mineral konnte der Magier jedoch leider nicht sagen doch sei er bereit, viel für ein solches zu bezahlen. Die Aufklärung des Verschwindens von Vlad sei nicht der Hauptgrund seiner Ausschreibung, doch rechnete er sich auf diese Weise natürlich doppelte Erfolgschancen aus.
Die Windklingen nahmen den Auftrag an. Schon allein wegen Vlad würden sie ohnehin nach Veraxio reisen müssen, vielleicht ließe sich die Suche nach dem rätselhaften Mineral ja verknüpfen.
“Doch seid gewarnt”, sprach der Kupferfeld beschwörend. “In Veraxio werdet ihr auf Dinge treffen, die ihr bislang noch nicht gesehen habt.” Er wischte mit seinen Händen durch die Luft und auf dem Tisch erschien ein Bild von einem Hund. Es schien als stünde da tatsächlich ein hundeähnliches Wesen, kaum größer als Pavel und es bewegte sich. Jedoch war es augenscheinlich nicht wirklich denn man konnte durch das Tier, das nun vor den Augen der Windklingen die Gesichtshaut zurückzog und einen widerlichen Anblick von Sehnen und Knochen darbot, hindurchschauen. Die Aussicht auf solcherlei Begegnungen stimmten die Freunde nicht gerade freudig. Der Magister gab den Windklingen weiterhin noch den Rat, sie mögen ja nichts magisches mit hinüber nach Veraxio nehmen denn wie ja allgemein bekannt war, reagierten die Bewohner Veraxios äußerst empfindlich allem magischen gegenüber. So bot er an, etwaige magische Gegenstände der Windklingen für den Dauer ihrer Reise sicher zu verwahren. Eine Windklinge nach der anderen durchwühlte ihre Taschen denn im Laufe der Zeit hatte sich so einiges magisches angesammelt. Rory zeigte dem Magier sein magisches Mahl auf der rechten Hand, das einst von dem Magier Brenn. Entfernen konnte es der Magier zwar nicht, doch vermochte er es zumindest vor Blicken zu verstecken. Cord übergab Magister Kupferfeld ein Schwert aus dem Vampirturm mit der Bitte, es untersuchen zu lassen und auch Kaya überließ ihm Gultias Zauberstab - der Stab des Vampirfürsten. Rosa stapelte gleich mehrere Gegenstände vor dem Magier auf, die sie teilweise untersucht und teilweise nur verwahrt haben wollte. Cord und Kaya wollten ihre restlichen Gegenstände lieber auf dem Schiff belassen, dort verfügten sie ja immerhin über mindestens ein Geheimfach unter den Dielen im Bauch ihrer Windhose.
Mit leichteren Taschen verabschiedeten sich die Windklingen und verließen die Universität. Kaya wollte sofort aufbrechen, doch wollten sie zunächst noch die anderen Auftraggeber abklappern, nun da sie schon einmal da waren.
So gingen sie als nächstes zu Pier 13 im Hafen um näheres über den Transportauftrag in Erfahrung zu bringen. Sie mussten sich nicht lange durchfragen als sie auf den Auftraggeber trafen. Er gab sich geheimnisvoll und wollte auch seinen Namen nicht nennen, versprach jedoch immerhin 30 Gold für den Transport einer Kiste zu der Südbrücke. Diese lag noch in Greyshire kurz vor Penumbra und lag somit direkt auf dem Weg der Windklingen nach Veraxio, weshalb sie einwilligten. Die Kiste war nicht sonderlich groß oder hübsch doch war sie mehrfach versiegelt worden. Ohne weitere Fragen zu stellen nahmen die Windklingen die Kiste entgegen und verstauten sie in ihrem Geheimfach ihres Schiffes. Rosa linste schon äußerst interessiert auf die Siegel der Kiste, doch führte sie ihr dritter Auftrag noch zu dem Gewürzsuchenden Herren Feuerkessel was Rosas Interesse für die Kiste zunächst hintan stellte.
Der Verdacht bzgl. des nächsten Auftraggebers erhärtete sich als die Windklingen vor einem Gasthaus stehen blieben, das den Namen “Löffel” trug. Beim Betreten des Schankraumes konnten sie zunächst niemand antreffen und riefen hinein.
“If bin hier…daf Effen ift gleif fertig!” rief es aus der angrenzenden Küche und kurz darauf tauchte ein Hobbit in der Tür auf trat freudig auf die Windklingen zu. Beim Erblicken von Rosa strahlte er über beide Spitzohren. Es folgte ein Gespräch unter Hobbits, dem der Rest nur schwerlich folgen konnte. Vor allem da Jamie Feuerkessel, wie er sich vorstellte, einen nicht nur kleinen Sprachfehler hatte und stark lispelte. Er war auf der Suche nach allerlei Gewürzen und Rosa konnte ihm einige aus ihrem Vorrat verkaufen. Die Freunde nutzten die Gunst der Stunde, sich in einem hobbitbewirtetem Gasthaus zu befinden und aßen noch von dem ihnen angebotenen köstlichen Frikaffee…Frikassee bevor sie zurück zu ihrem Schiff gingen.
Nach einem kleinen Zwischenfall beim Ablegen und einem neuen Pier für die Stadt Aureastett fanden die Windklingen tatsächlich trotz später Stunde noch einen Schlepper, der bereit war, das Schiff flussaufwärts bis nach Twinport zu ziehen. Nicht ohne einen kleinen Nachtzuschlag versteht sich. Als sich alle bis auf Cord, der die Windhose lenkte, schlafen legten, schlich sich Rosa heimlich, still und leise zu dem Versteck mit der Kiste um sie entgegen der einstimmigen Meinung der anderen etwas genauer auf deren Inhalt zu untersuchen. Dass Rory in weiser Voraussicht jedoch seinen Schlafplatz auf genau dieser Kiste gewählt hatte, hatte Rosa nicht mit einkalkuliert. Im Dunkeln tapste sie durch den bauchigen Teil des Schiffes. Kurz vor ihrem Ziel stolperte sie jedoch über ein Tau am Boden und geriet ins Straucheln. Sie stürzte und fiel vornüber. Die nächtliche Stille, bislang nur durch regelmäßiges Plätschern begleitet, wurde nun durch einen gellenden und schrillen Schrei durchbrochen. Alle waren hellwach. Dem Schrei folgte nun ein lautes und zorniges Fluchen seitens von Rory in Richtung Rosa. Ihr Sturz hatte nämlich nicht auf den harten Planken geendet, sondern wurde gebremst durch Rorys Kronjuwelen, in welchen Rosa kopfvoraus gelandet war. Rory stieß noch einige Flüche in die Nacht hinein und Rosa sah zu, dass sie außer Schlagreichweite kam. Der Rest der Fahrt verlief störungsfrei und als bereits wieder hell war, legten sie in Twinport an. In Twinport mieteten sich die Windklingen ein Vierergespann inklusive Fahrer, der sie zunächst bis zur Südbrücke fahren sollte. Das Schiff wollten die Freunde ungern unbewacht kurz vor Penumbra vor Anker liegen lassen während sie zu fuß nach Veraxio weiterzögen.
Nach einer ereignislosen Fahrt auf der Ladefläche des Gespanns erreichten sie die Südbrücke. Kurz dahinter entdeckten sie auch schnell einen Anhänger mit zwei Pferden, auf dem Kutschbock lehnte lässig ein Mann, der eher nach einem Landstreicher denn nach einem Händler aussah. Sie hatten Karrenkarl gefunden. Nach einem kurzen Pfiff eilten zwei weitere junge Männer hinzu, die den Windklingen die Kiste abnahmen und nach einer gewissenhaften Untersuchung der Siegel zahlte er den Windklingen bereitwillig die 30 Gold. Was die Windklingen letztlich da auf ihrem Schiff transportiert hatten, würden sie wohl nie erfahren und so sahen sie zu, dass sie diese zwielichtigen Gestalten schnell hinter sich ließen. Es war schon später Nachmittag und unweit musste eine Taverne liegen, die die Windklingen aufsuchen wollten. Ihr Kutscher kannte den Weg und lenkte seine Pferde auf einen Weg Richtung Südosten.
Der Weg machte eine Kurve um einen kleinen Hain doch weiter darüber hinaus kamen sie nicht, denn ein Baumstamm lag quer und blockierte den Weg. Doch war der Baum nicht von alleine umgefallen. Er war umgeschlagen worden und der vermeintlich Verantwortliche stand breitbeinig oben drauf, in der Hand eine Pistole grinst er den Windklingen entgegen.
“Ihr bezahlt wohl besser einen kleinen Wegzoll wenn ihr weiter wollt”, rief er dem Gespann hinüber. Er war ganz schön mutig, sich hier so aufzuspielen, dachte sich Kaya doch Rory und Cord bemerkten Bewegung im näheren Umfeld. Sie waren umzingelt.
Eine Entscheidung, wie es weitergehen sollte, nahm Rosa den anderen ab, indem sie dem Wegelagerer keck entgegnete, dass sie vor Penumbragesocks sicherlich nicht kuschen würden. Hierauf reagierte der Fremde relativ ungehalten und richtete unvermittelt seine Waffe auf die Halblingsdame. Wie auf Kommando tauchten aus den umliegenden Büschen weitere Banditen auf. Teilweise bewaffnet mit Pistole und Armbrust und mindestens zwei mit einem Entermesser waren unter den Angreifern. Und auch im Gebüsch waren weiterhin Bewegungen auszumachen.
Doch auch auf der Pritsche kam Bewegung auf. Cord, Rory und Bolli sprangen herunter und zogen ihre Waffen. Auch Rosa eilte hinunter, suchte jedoch Schutz zwischen den Pferden um ihre Schleuder zu laden. Kaya und Tarnis blieben derweil oben auf der Ladefläche und nockten behände Pfeile ein. Tarnis feuerte sogleich einen Pfeil blind in einen der raschelnden Büsche, was mit einem lauten Schmerzensschrei quittiert wurde.
Bolli zog seine Axt und stürmte direkt auf den vermeintlichen Anführer los, der seinerseits vom Baumstamm sprang und noch im Sprung seinen ersten Schuss abgab. Die Kugel traf Bolli mit einem Streifschuss und bremste ihn leicht aus. Jetzt feuerte Kaya ihren Pfeil ab und traf den Anführer, welcher zwar auffluchte, jedoch weiterhin kampffähig blieb. Plötzlich knallte es aus mindestens drei verschiedenen Richtungen. Kaya meinte die Kugel an ihrem Gesicht vorbeisausen zu spüren. Tarnis hingegen hatte weniger Glück und wurde an der Schulter getroffen. Die beiden standen noch immer auf der Ladefläche. ZWUSCH - da surrten auch schon drei Pfeile durch die Luft. Zwei davon trafen ihr Ziel und verletzten Cord und Rory bevor sie die Armbrustschützen in den Nahkampf zwingen konnten. Der dritte Pfeil galt der noch immer zwischen den Pferden stehenden Rosa. Rosa blieb zunächst unverletzt, jedoch wurde eines der Pferde getroffen, was dafür sorgte, dass es vor Angst und Schmerzen stieg und zusammen mit seinen drei Kumpanen durchging. Rosa wurde hierbei von der Deixel hart am Kopf getroffen. Das Gespann raste in den quer liegenden Baumstamm, die Deixel brach und die Pferde flohen in die Dunkelheit.
Kaya und Tarnis, die zuvor noch auf der Pritsche gestanden hatten, fanden sich liegend auf dem Boden wieder. Pavel flog in hohem Bogen fiepend im nächstgelegenen Busch.
Cord und Rory hatten mittlerweile die Armbrustschützen erreicht und griffen sie mit Schwert und Rapier an. Cord, noch leicht benommen durch den Pfeiltreffer teilte zwar vehement aus, schnitt sich jedoch bei einem Ausholmanöver mit seinem eigenen Schwert. Rory ging unweit davon mit seinem Rapier gegen seinen Gegner vor. Tarnis und Kaya hatten sich derweil wieder aufgerappelt und tauschten Bogen und Armbrust gegen ihre Schwerter ein. Mittlerweile waren alle Banditen aus ihren Verstecken gekrochen und griffen die Windklingen von mehreren Seiten an. Es handelte sich insgesamt um zwölf Angreifer. Vier Armbrustschützen, drei Pistolenschützen, vier mit Entermesser Bewaffnete und natürlich deren Anführer, der mittlerweile nicht nur eine zweite Pistole aus dem Ärmel gezückt und abgefeuert sondern nun auch auf sein Entermesser gewechselt hatte, mit dem er sich einen Kampf mit Bolli lieferte.
Bolli hielt stark dagegen, doch war der Banditenanführer kein leichter Gegner. Kurzerhand riss Bolli sich sein Amulett vom Hals und geriet in unbändige Raserei. Rosa, die ihm, abgesehen von dem Anführer am nächsten stand, sah zu, dass sie schleunigst aus seiner Reichweite kam denn in diesem Zustand Unterschied Bolli nicht mehr zwischen Freund und Feind sonder griff alles und jeden an, der ihm in den Weg kam. Und es half. Der Anführer spuckte bereits Blut, leistete jedoch nach wie vor stark Gegenwehr.
Cord war mittlerweile ein tödlicher Streich gelungen und der erste Wegelagerer fiel tot auf den Boden. Und auch Rory schlug sich wacker und steckte seinen Gegner mit seinem Rapier nieder. Nur noch zehn.
Nun stürzten sich auch Tarnis und Kaya in den Nahkampf und Rosa spickte die Angreifer von außen mit ihren Steinen. Der Tod zwei ihrer Kameraden brachte Unruhe und Panik in die Banditen. Bei einem der Armbrustschützen riss beim Spannen die Sehne und sein Kumpane schoss seinen Pfeil geradewegs in den Sternenhimmel.
Es flogen Pfeile und Steine durch die Luft, Stahl prallte hart auf Stahl und Geschrei und Kampflärm durchbrach die nächtliche Ruhe. Gemeinsam gelang es den Windklingen, weitere Gegner in den Tod zu stürzen, doch auch auf ihrer Seite sah es nicht gut aus und jeder der Freunde hatte nicht nur eine klaffende und blutende Wunde.
Dann kam es zu einem folgenschweren Unfall. Bolli lieferte sich noch immer einen erbitterten Zweikampf mit dem Anführer als er einen schweren Hieb in die Flanke bekam und ins Rotieren kam. In seinem Rausch stürmte er taumelnd auf seinen Gegner, doch war es nicht der Wegelagerer, den er mit seiner Axt traf sondern der arme Kutscher, der gerade noch völlig benommen vom Kutschbock gestiegen und in Bollis Reichweite gekommen war. Entsetzt doch völlig machtlos sahen die anderen wie die Axt den Mann mit voller Wucht am Kopf traf und er auf der Stelle tot zusammenbrach. Helfen konnten sie nicht, denn jeder hatte selbst mit mindestens einem Gegner zu kämpfen. Von all dem registrierte Bolli jedoch nichts und schon war der Banditenanführer wieder bei ihm und griff ihn mit seinem Säbel an.
Die Banditen kämpften erbittert doch wären die Windklingen nicht die Windklingen gewesen, würden sie ihren Gegnern nicht noch zusätzlich in die Karten spielen. So kam es zwar, dass sie langsam aber sicher Oberhand über die Angreifer gewannen doch wurden einige Windklingen dadurch wohl etwas übermütig. Cord wirbelte wie ein Wilder mit zwei Waffen in beiden Händen durch die Angreifer, doch trafen seine Klingen erneut nicht nur seine Gegner sondern auch sich selbst.
Rosa traf ebenfalls mit ihrer Steinschleuder, nämlich den Hinterkopf von Tarnis und auch Rorys Rapier ließ seinen eigenen Träger einmal laut vor Schmerzen aufjaulen. Nur unter Kayas Angriffen musste niemand leiden. Auch die Banditen nicht denn Kayas Hiebe trafen mehr Luft als Mensch.
Der Banditenanführer hingegen hatte einiges einstecken müssen und konnte kaum noch seinen Säbel halten. Er blutete aus Mund und Nase und mehreren schweren Wunden von Bollis Axt. Dann holte Bolli aus zum letzten Schlag. Die Axt sauste kerzengerade von oben nach unten und spaltete den Kopf des Anführers. Noch immer im Rausch wandte sich Bolli nun jedoch auf der Suche nach dem nächsten Opfer in Richtung seiner Freunde und stürmte schnaubend auf Cord zu. Der bemerkte dies jedoch rechtzeitig und sprang gerade noch zur Seite weg, sodass Bolli kopfvoraus in einem Baum einschlug. Zumindest ging nun für die Freunde keine Gefahr mehr von ihm aus denn er sank bewusstlos zu Boden.
Doch nicht nur Bolli fehlte nun auf der Seite der Windklingen. Auch Tarnis und Rory waren zu Boden gesunken und lagen reglos im Gras. Nun standen nur noch Rosa, Cord und Kaya den letzten beiden verbliebenen Schützen gegenüber. Diese waren gerade dabei, panisch ihre Pistolen nachzuladen als Kaya und Cord ihnen nachstellten und Rosa sie von der Seite mit Steinen eindeckte. Als ihnen ihre aussichtslose Lage bewusst wurde, verzichteten sie auf das Laden ihrer Pistolen und einer funktionierte seine als Knüppel um, um vergeblich Cords Angriffe abzuwehren. Es gelang ihm tatsächlich einen Schlag zu landen bevor er mit durchbohrter Brust zusammensank. Kayas Gegner versuchte sich erst gar nicht auf einen Nahkampf einzulassen sondern warf seine Pistole gleich mit einer bemerkenswerten Präzision direkt gegen Kayas Stirn. Sie sah kurz Sternchen blitzen, doch setzte dem Schützen rasch hinterher um ihn niederzustrecken.
Alle Banditen waren geschlagen. Doch leider konnten sich die Windklingen noch nicht ausruhen denn Tarnis, Rory und Bolli lagen schwer verwundet und bewusstlos am Boden und bedurften dringender Hilfe. Rosa, Cord und Kaya eilten zu ihren Freunden und stillten zumindest notdürftig die schlimmsten Blutungen. Mehr konnten sie nicht tun denn außer ein paar Verbänden besaßen sie nichts, mit dem sie ihren Freunden noch hätten helfen können.
“Lasst uns schauen, ob die Banditen etwas Brauchbares dabei hatten”, schlug Rosa vor. Und tatsächlich hatten sie mehr als Glück. Neben Geld, Schwarzpulver, einem großen Messingschlüssel, einem grauen glatt geschliffenen Stein und einer Klingeltätowierung auf dem Unterarm des Anführers fanden sie auch ein paar Heiltränke in den Taschen der Toten. Zumindest vermuteten sie, dass es sich um Heiltränke handelte denn sie ähnelten von Art und Farbe sehr denen, die sie bisher schon gesehen hatten. Außerdem blieb ihnen auch kaum eine andere Wahl als es zu versuchen. So flößten sie einem nach dem anderen die orangenschimmernde Flüssigkeit ein. Erleichtert atmeten Rosa, Cord und Kaya auf als nach und nach Tarnis, Rory und auch Bolli wieder zu sich kamen.
Keine der Windklingen schwebte noch in Lebensgefahr doch brauchten sie trotzdem noch Hilfe denn die Wunden bedurften fachgerechter Versorgung, sollten sie sich nicht entzünden. Notdürftig deckten sie die Leiche des Kutschers ab und stapelten die der Banditen auf einem Haufen. Dann schleppte sich der verwundete Haufen zu Fuß zu der Taverne. Der Weg war zum Glück nicht weit und vor dem kleinen Gebäude warteten auch schon die Kutschpferde.
Erschöpft und abgerissen traten die Windklingen in den Schankraum. Sofort verstummten alle Gespräche im Raum und ein verdutzter Wirt trat ihnen entgegen. In südländischem Akzent rief er jedoch umgehend nach einem “Papa” und bat die Freunde, sich zu setzen. Dann erschien aus einem Nebenraum ein Mann, der so skurril und fremdartig aussah, dass er überall sonst in Terravino wohl mehr Aufsehen erregen würde als ein rosafarbener Schattendrache. Seine eigentlich dunkle Haut hatte er mit weißer Farbe übermalt und er trug ein sehr farbenfrohes und kunterbuntes Gewand und einen lustigen Hut. Zudem bewegte er sich in seltsam ruckartigen Bewegungen, die jedoch einem Rhythmus zu folgen schienen. Sein Stab, den er mit sich führte und alle Ritt lang auf den Boden stieß, rauchte und dampfte. Die Augen hatte es weit aufgerissen als er begann, zwischen den Windklingen herumzuwirbeln und mit einem Singsang auf den Lippen einem nach dem anderen die provisorischen Verbände abnahm, Salben und Tinkturen auftrug und neue Verbände. Der Rauch aus seinem Stab machte alle recht benommen und recht schnell dösten alle ein.
Am nächsten Morgen erwachten die Windklingen erstaunlich ausgeruht und munter. Als der Wirt, der sich ihnen nun als Diego vorstellte sah, dass seine Gäste wach waren, kredenzte er ihnen sofort ein deftiges Frühstück. Es schmeckte anders als gewohnt, scheinbar verwendete man hier andere Gewürze als zu Hause doch es schmeckte gut und die Windklingen schlugen hungrig zu. Beim Frühstück erzählten sie Diego dann von den Geschehnissen des gestrigen Abends. Der war überaus glücklich über den Tod der Banditenbande, vermiesten die ihm doch immerhin schon seit langer Zeit das Geschäft. Überschwänglich bedankte er sich bei den Sechsen und schenkte jedem zum Dank 12 Gold und ein kleines Säckchen mit einer Handvoll seltsamer Steine. Sie sahen aus wie äußerst große und grobe Salzkörner.
Sie erzählten ihm den Grund ihrer Reise. Bei Vlads Namen strahlten seine Augen, denn er kannte ihn durchaus und konnte den Windklingen berichten, dass er ihn zuletzt vor ungefähr drei Wochen gesehen hatte. Er hatte in der Taverne seine Vorräte aufgefüllt und sei weiter nach Veraxio gereist.
Die Windklingen wollten gleich nach dem Frühstück aufbrechen und packten ihr Hab und Gut zusammen, das Diego feinsäuberlich in einer Ecke gelagert hatte. Der Wirt machte zwar bislang einen vertrauenswürdigen Eindruck, doch schaute ein jeder noch einmal nach, ob nicht doch etwas fehlte. “Papa” sah derweil noch einmal über die Wunden der Windklingen und zog hier und da noch einmal die Verbände nach. Kaya wollte gerade ihren Rucksack durchschauen als “Papa” ihr den kleinen Beutel mit den sonderbaren Kristallen reichte, den sie alle von Diego geschenkt bekommen haben. Er holte einen Stein heraus und deutete zuerst auf ihn und dann auf Kaya, die zunächst nicht verstand. Dann deutete er auf seinen Mund und sagte “Gut gut, Medizin.” Kaya verstand und nahm den kleinen Stein entgegen. Der Schamane, Wunderheiler oder was auch immer hatte bisher so gute Arbeit geleistet, dass ihre Wunden schneller zu heilen schienen als sie es gewohnt war. Wieso also nicht die Medizin probieren? Kaya steckte sich den Stein in den Mund. Er schmeckte leicht süßlich, aber nicht besonders.
Dann durchströmte sie plötzlich eine wohlige Wärme, die sich von ihrer Magengegend auszubreiten schien und jede Faser ihres Körpers auf angenehmen Weise mit Energie aufzuladen schien. Mit einem Male schienen alle Sorgen von ihr abzufallen und sie war froher Dinge und Tatendrang. Kaya widmete sich wieder ihrem Rucksack und kippte ihn kurzerhand komplett auf einem der Tische aus. All ihre Sachen landeten in einem großen Durcheinander auf einem Haufen. Heraus fiel auch ein Beutelchen, der sich beim Herausfallen öffnete und drei Ringe zum Vorschein brachte. An die Ringe hatte Kaya gar nicht mehr gedacht und besah sie sich nun, da sie vor ihr auf dem Tisch lagen, etwas genauer. Es waren drei unterschiedliche Ringe, jeder schön auf seine Weise. Nach einander drehte sie jeden in den Händen und zog streifte sie über. Da waren ein einfacher Platinring - Kaya hatte keine Ahnung mehr, wo sie diesen her hatte -, ein weiterer einfach gehaltener versilberter Ring aus dem Vampirturm und ein Ring mit einem sonnenähnlichen Symbol mit einem Geheimfach, den sie bei einem Hobbitskelett gefunden hatte.
Plötzlich wurde ihr ganz anders. Ihre Füße kribbelten und ihre Ohren schmerzten als würde sie jemand daran hochziehen. Ihre Schuhe schienen zu schrumpfen…oder wuchsen da gar ihre Füße? Es drückte so sehr, dass Kaya schnell ihre Stiefel auszog, nur um mit Entsetzen festzustellen, dass ihre Füße unnatürlich groß wirkten und bedeckt waren mit langen Haaren. Die restlichen Windklingen sahen dem Treiben bestürzt zu. Der Schmerz in Kayas Ohren ließ langsam nach und wich einem leichten Kribbeln. “AAAH, was ist mit meinem Ohren?”, entfuhr es Kaya als sie sie kratzen wollte, nur um festzustellen, dass nicht nur ihre Füße gewachsen waren. Zwischen ihren blonden Haaren ragten zwei sitzzulaufende Ohren in die Luft.
Ein Stöhnen entrang sich den Kehlen der anderen. Rory klatschte sich mit der flachen Hand gegen die Stirn und Rosa grinste…ein Hobbit…!