(Terravino im Jahre 1017)
Der Besuch im Land der Lesath lag nun einige Zeit zurück und Kaya hatte diese ohne die restlichen Windklingen ohne nennenswerte Zwischenfälle verbracht. Sie hielt sich im Gehöft der Gruppe nördlich von Kargenfels auf und hatte schon lange nichts mehr von ihren Freunden gehört. Cord weilte in Yllcaster und von Tarnis, Rosa, Rory und Bolli wusste sie, dass sie gemeinsam mit Gentiana und Arno unterwegs waren.
Eines schönen Tages, Kaya hielt sich gerade vor dem Haupthaus auf und versuchte Pavel ein paar neue Tricks beizubringen, kam plötzlich eine kleine Eule angeflogen. Das Tier zeigte keinerlei Scheu und landete direkt vor Kayas Füßen. Kaya erkannte sie sofort wieder, es war Gentianas Eule und scheinbar war das Tier nicht grundlos zu Kaya gekommen denn an ihrem Fuß baumelte ein kleiner Zettel. Kaya nahm ihr die Nachricht ab.
“Hallo Kaya, befinden uns momentan in einer kleinen Kapelle südlich des Gehöfts. Werden noch einen Tag hier bleiben und dann weiterziehen. Hier gehen seltsame Dinge vor sich. Komm zu uns, können jede helfende Hand brauchen.”
Zudem war ein kleiner Kartenausschnitt von Kargenfels beigefügt mit dem ungefähren Standort ihrer Freunde.
“Nicht mal eine Tagesreise”, dachte sich Kaya, “wenn ich gleich aufbreche, komme ich heute noch an.”
Gesagt getan, Kaya zog los, um ihre Freunde zu suchen. In was waren sie nur wieder hineingeraten?
Noch vor Einsetzen der Dämmerung erreichte Kaya die gesuchte Kapelle. Sie schlich sich vorsichtig an denn schon von weitem konnte sie aus dem Inneren Stimmen wahrnehmen. Also sie an das Gebäude herantrat war sie jedoch beruhigt denn es handelte sich eindeutig um ihre Freunde und so trat sie ein.
“Da seid ihr ja. Ich habe mich schon gefragt, wieso ihr so lange unterwegs seid.”
“Grüß dich, Kaya. Schön, dass du da bist. Wir haben einiges zu berichten aber auch noch einiges vor uns…”, sagte Gentiana.
Kurz ließ sich Kaya die vergangenen Ereignisse schildern. Anscheinend war sie mitten in ein Abenteuer hineingeplatzt denn die Windklingen hat bereits von Elben einen neuen Auftrag erhalten, der sie in ein nahe gelegenes Dorf führen sollte.
Da erst bemerkte Kaya eine weitere Person im Raum, die sich langsam aus den Schatten löste und schleichend um sie herum streifte. Es war eine junge Frau mit spitzem Gesicht und wallendem roten Haar. Sie umkreiste Kaya und kam ihr immer näher. Es wirkte fast anzüglich und Kaya wurde es irgendwann zu bunt.
“Hey, Finger weg. Was fällt dir ein?”, sagte Kaya und schlug der Fremden die Hand weg als diese sie anfassen wollte.
Mit enttäuschter Miene zog sie sich zurück. “Ooooch, sei doch nicht so. Deine beiden Freunde hier haben sich nicht so geziert” und hierbei deute sie auf Bolli und Arno, die nur grinsten.
“Achso, das ist Tarnasch”, erklärte Rosa. “Wir begleiten sie in ihr Dorf, irgendetwas stimmt dort nicht. Die Elben, die wir in den letzten Tagen kennenlernten, haben uns her geschickt.”
Scheinbar war dies Antwort genug denn sogleich brachen die Windklingen auf und verließen die kleine Kapelle. Nun gut, mehr Informationen würde Kaya hoffentlich dort erhalten.
Das Dorf lag scheinbar im Niemandsland. Weit und breit war keine weitere Siedlung und je näher sie kamen, desto weniger Tiere begegneten ihnen auf ihrem Weg bis irgenwann sogar das Vogelgezwitscher gänzlich verstummte. Schon von weitem konnten die Freunde sehen, dass das gesamte Dorf von zwei Steinkreisen umgeben war. Die Steine waren riesig und selbst wenn Kaya auf Rorys Schultern stünde, würden die Findlinge sie wohl immer noch überragen.
Am Dorfeingang wurden die Windklingen sogleich von einer Frau empfangen, die sich als Priesterin vorstellte. Den Namen konnte Kaya sich nicht merken denn etwas anderes zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Die Priesterin wurde begleitet von einem seltsamen Tier, das Kaya noch niemals zuvor gesehen hatte. Es ähnelte entfernt wohl am ehesten einer Mischung aus Kaninchen und einem Affen. Es war pelzig, hatte große Ohren und einen langen Schwanz. Und ständig hüpfte es von einem Bein auf das andere. Eigentlich sah es recht niedlich aus und Kaya wollte es sogleich streicheln. Als sie ihre Hand jedoch ausstreckte, bleckte das kleine Tier seine Reißzähne und fuhr seine Krallen aus.
“Fasst das Hoppia besser nicht an”, bemerkte die Priesterin. Ach, darauf wäre Kaya nicht von alleine gekommen…
“Mir wurde zugetragen, dass ihr uns…helfen…wollt. Nun gut, scheinbar werde ich nicht mehr gefragt. Ihr könnt euch umsehen aber fasst nichts an.”
“Was ist denn jetzt eigentlich genau hier los?” fragte Kaya, der nun doch einige Hintergrundinformationen zu fehlen schienen.
“Scheinbar verschwinden Dorfbewohner spurlos und…”, begann Tarnis, wurde jeodch von der Priesterin unterbrochen: “Nur wenn sie das Dorf verlassen. Also wie gesagt, ich habe zu tun. Wenn ihr mich sucht, findet ihr mich im Turm.” Und mit diesen Worten ließ die Priesterin die Windklingen stehen und ging von dannen. Das Hoppia hüpfte ihr hinterher.
“Das ist ja sehr seltsam hier”, äußerte Kaya.
“Ja, hier stimmt etwas ganz gewaltig nicht. Ich spüre hier eine starke magische Presenz”, gab Gentiana zu bedenken.
“Sicherlich hat das irgendetwas mit den Steinkreisen zu tun”, bemerkte Rory und Arno fügte hinzu: “Wir sollten einfach mal einen umschmeißen und sehen was passiert.” Hierfür ernete er jedoch nur missbilligende Blicke der anderen.
“Die sind doch viel zu groß und zu schwer. Lasst uns doch mal in die Dorfmitte gehen, jeder Kreis hat ja schließlich eine Mitte.” sagte Rosa.
Und da niemand einen besseren Vorschlag hatte, gingen die Windklingen in Richtung bis sie auf den Dorfbrunnen stießen.
“Kaya, hast du eigentlich deine Schaufel dabei, die du mir borgen könntest?” fragte Arno.
“Häh? Ja, natürlich…”, wunderte sich Kaya kurz, gab Arno jedoch die Schaufel, ohne sich weiter Gedanken darüber zu machen. Sie hatte mittlerweile begriffen, dass es sich bei Arno meistens ohnehin nicht lohnte, irgendetwas zu hinterfragen. Außerdem zog der Brunnen nun ihre Neugierde auf sich, denn auch hier verspürte Gentiana Magie, wie sie meinte.
Von außen schien es ein ganz gewöhnlicher Brunnen zu sein. Grobe Steinquader, die zu einer runden Mauer hochgezogen worden waren und eine Seilwinde, an deren Ende ein Eimer baumelte.
“Naaaa, was tut ihr denn da?” Eine Frau, zierlich und grazil schlich neugierig um die Freunde herum.
Kaya konzentrierte sich weiter auf den Brunnen, doch Bolli konnte die Augen nicht von der Fremden lassen. “Wir untersuchen hier etwas. Mein Name ist übrigens Bolli und wer seid Ihr, wenn ich fragen darf?”
“Man nennt mich Talli”, schnurrte die Frau nun verführerisch, zwinkerte Bolli zu und drehte ihm den Rücken zu um mit grazilem und schwingenden Gang zu verschwinden.
“Vielleicht ist ja was IN dem Brunnen”, überlegte Kaya laut und und ungeachtet der komischen Dorfbewohnerin und beugte sich über die Mauer um hineinzusehen. Den Grund konnte sie jedoch nicht erkennen.
“Willst du runter?”, fragte Tarnis und Kaya zuckte nur die Schultern, was wohl ein Ja bedeuten sollte.
Kurzerhand stieg Kaya auf den Eimer und hielt sich am Seil fest, entzündete sich jedoch vorher noch ihre Laterne. Rory und Gentiana packten das Seilende und ließen sie langsam runter. Dann schneller…und schneller…was trieben die da oben bloß? Kaya fluchte. Rory quittierte nur mit einem kurzen Ups als ihm das Seil plötzlich zwischen den Fingern hindurchglitt und Kaya somit ungebremst die restlichen Meter in den Schacht fiel. Glücklicherweise war der Brunnen gefüllt und Kaya landete im Wasser. Leider war nun ihre Laterne erloschen und Dunkelheit umgab sie.
“Alles in Ordnung da unten?”, rief Rory hinunter, was Kaya mit einem weiteren Fluch bejahte. Nun gut, wo sie schon mal da war, konnte sie sich auch gleich umsehen oder besser gesagt umtasten. Sie konnte nichts besonderes feststellen, auch ein Tauchgang bis hinunter zum Grund blieb ergebnislos und so rief sie nach oben, dass die anderen wieder das Seil festhalten mögen, dieses Mal richtig.
“Na toll, nass ist sie ja noch schwerer”, stöhnte Rory als er gemeinsam mit Tarnis und Gentiana Kaya wieder heraufhalfen. “Wo sind eigentlich unsere Muskelpakete Bolli und Arno wenn man sie mal braucht?”
Bolli, der gerade wieder aus irgendeiner Richtung auftauchte - vermutlich war er Talli hinterhergeschlichen - und zu der Kletteraktion hinzustieß, antwortete: “Ich bin hier und Arno gräbt da hinten an irgendnem Stein rum.”
“Er tut was?”, fragte Rosa entsetzt und klatschte sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
“Na, er buddelt einen der Steine aus…so ein Typ, Dyson heißt der, kam gerade und ist ziemlich wütend. Da wollte ich euch bescheid geben”, sagte Bolli schulterzuckend.
Nachdem Kaya aus dem Brunnen geklettert war, gingen die Freunde eiligen Schrittes zu Arno, der zwischenzeitlich ganze Arbeit geleistet hatte. Ein tiefer Graben zog sich um einen der riesigen Steine, die das Dorf umgaben und mittlerweile hatte er Gesellschaft von einem seltsamen Mann bekommen, der zeternd und wild mit den Armen fuchtelnd auf Arno einschrie. Das musste Dyson sein.
“WAS FÄLLT EUCH EIN? DIE STEINE SCHÜTZEN UNSER DORF! DU DUMMER BAUERNTÖLPEL!”
Rosa ging auf Dyson zu und versuchte, ihn zu beschwichtigen “Nur die Ruhe, wir entschuldigen uns vielmals…Arno meinte es sicher nicht böse….”
Doch Dyson ließ sich nicht besänftigen und fluchte weiter vor sich hin. Arno hatte das Graben mittlerweile eingestellt und machte Anstalten, aus dem frisch ausgehobenen Loch zu klettern.
KNIRRRRRRRRSCH
Knirsch? Kaya horchte auf. Das Geräusch, das sich anhörte als würde ein mächtig großer Felsbrocken langsam umkippen kam von dem mächtig großen Felsbrocken, der langsam umkippte.
“Oh Oh…”, hörte man noch von Arno, der noch am Fuß des sich neigenden Steins stand, gefolgt von einem schmerzverzerrten “ARRRG”.
Arno hatte es gerade noch geschafft, seinen Oberkörper aus dem Graben zu beugen, seine Füße und Beine jedoch lagen begraben unter Tonnen von Stein.
“OH NEIN! IHR HABT DEN TOD VERDIENT. UND DEN WERDET IHR AUCH FINDEN. IHR HABT UNGLÜCK ÜBER UNS ALLE GEBRACHT!” Ein hysterischer Dyson rannte um den gestürzten Stein umher um den Schaden zu begutachen.
Die Windklingen schauten sich entsetzt an und machten Anstalten, Arno von dem Stein zu befreien als sie plötzlich Musik vernahmen. Wie aus dem Nichts war ein Barde aufgetaucht, der auf einer Violine eine fremd klingende Melodie spielte und langsam auf die Freunde zukam. Die äußere Erscheinung erinnerte Kaya irgendwie an einen Vogel…an einen Kuckuck?
“Wer ist denn das?”, frage Kaya.
“Oh oh”, sagte Rosa und wie auf Kommando stellten sich die Freunde im Pulk schützend um Arno, der sich ja nicht wegbewegen konnte. Arno schrie.
“Ihr dürft mich Kuckuck nennen”, lächelte der Barde mit schiefem Grinsen während er weiterspielte.
Eine seltsame Atmosphäre umgab auf einmal die Windklingen. Kaya beobachtete Bolli, wie er auf den Brunnen zu taumelte und seine Axt hinein warf…was sollte denn das? Dann versuchte er, seinen Schild ebenfalls hineinzuschmeißen, was sich aufgrund des Durchmessers als unmöglich gestaltete. Das letzte was Kaya sah, war Bolli, der Anstalten zu machte, nun in den Brunnen zu klettern. Dann fühlte es sich an, als würde sie selbst in dunkles Wasser eintauchen, sie sah immer verschwommener. Und dann, einen Augenschlag später sah sie wieder klar…sie sah sich um, Bolli war nun im Brunnen und würde vermutlich ertrinken, Rory stand derweil bei Arno und hielt ihm sein Rapier an den Hals während Gentiana lachend daneben stand und Rory zujubelte. Arno schrie. Das hatte doch alles keinen Sinn mehr denn heute würden sie sterben. Warum das ganze nicht abkürzen? Kaya zückte ihren Dolch und schnitt sich in den Unterarm, das war lustig.
ENDE
…würde man hier wohl lesen wenn es nicht die Rosa gäbe. Rosa sah den Barden und hörte die fremd klingende Melodie. Ein Bardenzauber. Sie musste schnell handeln bevor auch sie dem Zauber verfiel. Auf die Unterstützung ihrer Freunde konnte sie nicht bauen denn die suchten bereits die unterschiedlichsten Wege, sich selbst auszuschalten. Kurzerhand rannte Rosa los und rannte ungebremst in den Barden hinein und riss ihn so von den Füßen. Dieser riss die Arme hoch und die Violine flog durch die Luft. Der Zauber war gebrochen. Kaya erschrak. War sie gerade kurz davor, sich die Pulsadern aufzuschneiden? Aus den Tiefen des Brunnen drang Plätschern und Hilferufe von Bolli und Arno lag mit angsgeweiteten Augen, noch immer gefangen unter dem Stein, und starrte Rory an, der vor Schreck sein Rapier fallen ließ. Gentiana sammelte sich ebenfalls wieder. Hier hatten es die Windklingen mit keinen leichten Gegnern zu tun und so entsadt sie ihre kleine Eule mit einem Hilfegesuch an die nahe lebenden Elben. Hoffentlich würden sie rechtzeitig kommen…wenn überhaupt.
“Aaaaaah!” ein spitzer Schrei löste die Windklingen aus ihrer Starre. Henwen, die Priesterin rannte völlig aufgelöst auf den umgestürzten Stein zu und versuchte vergeblich, ihn aufzurichten. “Oh nein, oh nein, oh nein…jetzt kommen sie!”
“Wer kommt? Wen meint…ooooh”, gab Rory noch von sich als eine Horde Hoppias an der Stelle, an der der Stein gefallen war, ins Dorf hinein strömte. Man hätte es fast lustig finden können, wie sie so heran hoppelten, wenn man das Fauchen, das Keifen und das Zähnefletschen außer Acht gelassen hätte. Rory und Gentiana stellten sich schützend vor Arno, um die Hoppias von ihm abzuhalten. Arno schrie. Auch Tarnis, Rosa und Kaya hatten alle Hände voll zu tun, sich die pelzigen Ungetiere vom Leib zu halten, die versuchten ihre Zähne im Fleisch der Windklingen zu versenken.
Mittlerweile hatte sich der Barde wieder aufgerichtet, klopfte sich den Staub ab und schrie ein fürchterliches Lachen aus. Dann stieg er in die Luft auf. Das Lachen verwandelte sich in ein tiefes Grollen und der Barde verlor seine menschliche Gestalt und wurde zu etwas, das aussah wie ein riesiger Gargoyle. Tarnis zückte feuerte sofort einen Pfeil in die hässliche Fratze des Monsters, der jedoch wie auf Stein abprallte.
Bolli versuchte verzweifelt, aus dem Brunnen zu klettern, was ihm alleine jedoch nicht gelang.
Die Lage schien aussichtslos. Kaya hielt den Atem an. Arno schrie.
Rory schaute sich um. Die Hoppias schienen nicht weniger zu werden. Ganz im Gegenteil schienen für ein getötetes Hoppia zwei neue aufzutauchen. Arno war noch immer unter dem Stein begraben und schrie, Bolli versuchte noch immer verzweifelt, aus dem Brunnen zu klettern, was ihm alleine jedoch nicht gelingen würde. Mittlerweile war Talli wieder aufgetaucht und griff Kaya an…und über all dem schwebte ein scheinbar unverwundbarer Gargoyle. Die Lage schien aussichtslos und die Freunde brauchten Hilfe…Hilfe…könnte vielleicht…? Rory erinnerte sich an den Imp aus Aureastett, der den Windklingen einst vor langer Zeit seine Hilfe versprochen hatte. Sie sollten sich den Namen seines Meisters merken, sollten sie einmal in Not geraten…Wie war doch gleich sein Name gewesen? Brian? Nein…Blinn? Ach verdammt…Bri…Bla…Brünn? Rory rief seinen Namen aus….
“BRÜNN, ICH FORDERE DEIN VERSPRECHEN EIN!”
Nichts geschah. Kaya versuchte noch immer, sich gegen die Angriffe von Talli zu wehren und Rosa, Tarnis und Rory kämpften weiterhin gegen die Hoppias. Arno schrie. Plötzlich trat unbemerkt Dyson an Gentiana heran, die durch die Hoppias zu abgelenkt war, um ihn zu erkennen. Rasch packte er sie am Schopf und hielt ihr seinen Dolch an den Hals. “Ich habe euch gewarnt”, knurrte er und seine Augen leuchteten gelb unter seiner Kapuze auf…und waren das etwa scharfe Eckzähne, die da in seinem hämischen Grinsen blitzten?
“Wir können doch über alles reden wenn wir…oh verdammt, was bist du?”, entgegnete Rosa zunächst beschwichtigend und dann schockiert.
“Karten auf den Tisch, was?”, spie Dyson aus, stieß Gentiana von sich und streifte sich die Kapuze vom Kopf. Zum Vorschein kam eine Fratze mit leuchtend gelben Augen und aus seinem Kopf wuchsen zwei Hörner. “Das ist mein Dorf! Ich wollte, dass ihr verschwindet aber stattdessen hat mir der da…”, hierbei zeigte er auf Arno, der noch immer schreiend unter dem Stein eingeklemmt lag, “…in die Suppe geschissen und meinen Bann gebrochen. Mit einem Druidenopfer und euer aller Tod sollten wir jedoch wieder quitt sein…!” Inakzeptable Bedingungen, dachte sich Kaya.
In diesem Moment scharten sich alle Hoppias um um Dyson. Zu Talli, die nach wie vor mit Kaya kämpfte und Tarnasch, die um die Freunde herumschlich, strömten immer mehr und mehr Dorfbewohner hinzu. Henwen, die Priesterin schien mittlerweile der Verzweiflung nahe und zog sich zurück. Die Dörfler zückten ihre Waffen und gingen wie auch die Hoppias in Richtung Dyson.
In diesem Moment ertönte ein Donnergrollen. Unweit von Rory brach die Erde auf und roter Nebel zog auf. “Brünn!”
Gehüllt in eine glänzende Rüstung aus schwarz rotem Metall erschien ein Krieger und schritt aus dem Nebel auf Rory zu. “Welche Hand ist dir wichtiger?” fragte er und fasste Rorys rechte Hand. Es roch nach verbranntem Fleisch. Der Krieger nickte Rory stumm zu und verschwand wieder Richtung Nebel.
“Danke Brünn, jetzt sind wir quitt…wollen wir es zumindest hoffen”, sagte Rory mehr zu sich selbst und begutachtete seine Handinnenfläche. Es war ein seltsames Symbol eingebrannt, das Rory noch nie gesehen hatte. Eine Art Kreis mit merkwürdigen Zeichen und Buchstaben. Rory hob die Hand und sofort legten alle Hoppias eine Vollbremsung ein und fauchten wütend in Richtung Rory.
Rosa und Tarnis nutzten die kleine Atempause und gemeinsam gelang es ihnen, Bolli aus dem Brunnen zu ziehen. Lange hätte er sich wohl nicht mehr am Seil festhalten können.
“AAAAAH, IHR MICKRIGEN KLEINEN WÜRMER HABT MEINEN SPIELPLATZ KAPUTT GEMACHT!” Der Gargoyle…ehemaliger Barde…schwebte nach wie vor drohend über allem. “ICH WERDE MIR EINEN NEUEN SUCHEN…DOCH WENN MIR LANGWEILIG WIRD, HOLE ICH MIR EUCH DOCH NOCH, MERKT EUCH DAS!” Und mit diesen Worten stieg das Monster höher in die Luft und flog davon.
Als es außer Sichtweite war, geschah etwas seltsames. Dorfbewohner wie auch Hoppias hielten plötzlich wie erstarrt inne. Während die Hoppias ihre Augen verdrehten und krampfend und zuckend zu Boden gingen um dort leblos liegen zu bleiben, sanken auch die Dorfbewohner auf ihre Knie. Etwas durchfuhr ihre Körper und sie verwandelten sich. Die Dorfbewohner wurden plötzlich zu Ratten, Hühnern, Eichhörnchen und Waschbären. Talli, ließ von Kaya ab, krümmte sich und ihr Körper nahm nach und nach den einer Katze an. Tarnasch verwandelte sich in eine Füchsin…na das passte ja.
Arno schrie. Kaya hatte sich mittlerweile an die Dauerbeschallung gewöhnt doch dieser Schrei klang anders als bisher. Aus den Schatten des nahe liegenden Waldes trat ein Baumhirte hervor und kam in großen Schritten auf den umgestürzten Stein zu. Er überragte die Findlinge des Steinkreises um mindestens eine Manneslänge. Begleitet wurde er von einer kleinen Gruppe Elben, die sogleich auf Dyson zustürmten. Der Baumhirte derweil hob den umgestürzten Stein an und stellte ihn wieder auf. Arno war wieder frei…schrie aber immer noch…
Gemeinsam stürmten nun alle, bis auf Arno, auf Dyson zu um ihn zu bekämpfen. Dieser wehrte sich mit allen Mitteln. Rosa fand sich gefangen in einem Spinnennetz wieder, das Dyson heraufbeschworen hatte. Kaya eilte zu ihr und schnitt die dicken Fäden mit ihrem Dolch durch. Zwei der Elben starben durch mächtige Feuerbälle, die Dyson ihnen entgegen warf bevor sie ihn überhaupt erreichen konnten. Den verbliebenen Elben jedoch gelang es, Dyson mittels Naturmagie zumindest soweit zu schwächen, dass es den Freunden gelang, ihn zu verletzen. Tarnis Pfeile trafen ihn schwer und Rory gelang es, nahe genug an ihn heran zu kommen und ihm seine gebrandmarkte Hand ins Gesicht zu drücken, woraufhin Dyson einen gellenden Schmerzensschrei ausspie. Dyson ging zu Boden. Eine wütende und noch von Spinnenweben verklebte Rosa gab ihm den Rest und schlitzte dem am Boden Liegenden die Kehle auf.
“Ihr habt den Bann des Dorfes gebrochen”, die Elben deuteten eine leichte Verbeugung vor den Windklingen an, “Wir wussten, dass etwas nicht stimmte nachdem nach und nach alle Tiere in der Umgebung verschwunden waren aber so etwas hatten wir nicht vermutet. Zwar können wir nur erahnen, was der “Kuckuck” mit all dem bezweckte doch nun ist er fort und wir wollen hoffen, dass das auch so bleibt. Seid unsere Gäste und seid euch unserem Dank gewiss. Doch zunächst wollen wir eure Wunden versorgen.”
Gentiana und die Elben versorgten die Wunden der Windklingen. Durch die Elbenmagie heilten sogar Arnos gebrochene Beine in Windeseile. Er schrie nun auch nicht mehr. Bevor die Windklingen das Dorf verließen, untersuchten sie noch die nahe liegenden Behausungen der Dorfbewohner. Auch wollten sie den Turm der Priesterin Henwen aufsuchen, die während dem Kampf verschwunden war. Sie staunten nicht schlecht als sie den Turm brennend vorfanden. Türen und Fensterrahmen lagen teilweise außerhalb des Gemäuers, ganz so als hätte eine große Explosion alles aus den Angeln gerissen. Feuer loderte noch an einigen Stellen aber die Windklingen konnten in den Eingangsbereich des Turmes eintreten. Sie fanden eine verkohlte Frauenleiche vor. Henwen hatte es also nicht geschafft. Was hier geschehen war, ließ sich nur vermuten. Zwischen den Trümmern des begehbaren Bereichs fand Kaya noch ein paar Goldmünzen und zwei Ringe. Einen einfachen Silberring und einen weiteren schmucklosen Ring, dessen Material Kaya unbekannt war. Kurzerhand streifte sie ihn sich über den Finger und fühlte sich sogleich gut…sicher. Gentiana untersuchte den Ring und stellte fest, dass es sich hierbei um einen Ring der Irreführung handelte, der die Aura seines Trägers verbergen konnte. Nun denn, wer weiß, für was der mal gut ist, dachte sich Kaya und steckte den Ring in die Tasche.
Die Windklingen packen ihre Sachen zusammen und kehrten dem Dorf den Rücken zu. Auf ihrem Weg zurück hörten sie die Vögel zwitschern und die Bienen summen. In der Ferne konnten sie gerade noch eine rote buschige Schwanzspitze erkennen, die im Unterholz verschwand.