Die hautlosen Monster hatten den am Boden kauernden Bolli und Tarnis fast erreicht und fauchten und keiften begierig. Rosa rannte weiter, was ihre kurzen Hobbitbeine hergaben während Cord, Kaya und Rory stehen blieben. Aus der Ferne sahen sie, wie Tarnis und Bolli aufsprangen und ihre Waffen zückten. Kaya zählte auf die Entfernung sechs der abscheulichen Monster. Diese waren unbewaffnet und gingen mit Klauen und Zähnen auf ihre beiden Freunde los. Als sie die im Rudel hechtende Meute sah, kam ihr ein wahnwitziger Gedanke. Panisch kramte sie in ihrem Rucksack während Cord sie zur Eile antrieb. “HAH, gefunden!” Aus den Tiefen ihrer Tasche fischte Kaya eine knapp zehn Meter lange Angelschnur heraus und drückte dem ratlos dreinblickendne Cord das eine Ende in die Hand. “Du rechts, ich links…und los!” Kaya rannte los und Cord tat in Ermangelung weiterer Erklärungen wie ihm geheißen und rannte ebenfalls auf die Gruppe der Angreifer los.
Die Monster hatten Bolli und Tarnis mittlerweile erreicht und schlugen mit ihren knochig fleischigen und krallenbesetzten Händen nach ihnen und versuchten, sie zu beißen. Nun stoppte auch Rosa und drehte sich zu ihren Freunden um. Rory, der Cord und Kaya hinterherblickte, schnaufte einmal tief und schwer durch und verfiel dann ebenfalls in einen schnellen Trab um seinen Freunden beizustehen. Tarnis und Bolli verteidigten sich derzeit wacker und bei zwei der Hautlosen trieben sie ihre Klingen so tief ins Fleisch, dass sie in der Mitte des Rumpfes fast halbiert wurden. Aufgrund der Überzahl handelten sich jedoch auch die beiden Windklingen einige tiefe Schnitte und Bisswunden der Monster ein.
Noch wenige Meter und Kaya und Cord würden die kämpfende Gruppe erreicht haben.
“DUCKT EUCH AB,” rief Kaya Tarnis und Bolli zu, die den Göttern sei dank sogleich richtig reagierten und sich abknieten. Nun verstand auch Cord und straffte die Angelschnur um sein Handgelenk. Im vollen Lauf umrundeten Kaya und Cord die Hautlosen mit der zwischen ihnen gespannten Schnur. Die dünne Schnur schnitt den Monstern tief ins ungeschützte Fleisch und trieb sie eng zusammen. Die beiden Monster, die zuvor bereits tiefe Treffer von Bolli und Tarnis erhalten hatten, fielen einfach in sich zusammen. Geifernd und zuckend lagen sie in grotesk verdrehter Haltung am Boden bevor sie verendeten.
Cord und Kaya waren durch ihre Aktion ebenfalls zu Boden gegangen und rappelten sich gerade wieder auf als auch Rory und Rosa hinzugeeilt kamen und mit ihren Schwertern die Freunde unterstützten.
Klingen bohrten sich mit schmatzenden Geräuschen in das nackte Fleisch ihrer Angreifer und hier und da wurden sogar ganze Gliedmaßen abgetrennt, doch auch mit abgehackten Armen gingen die Monster nicht minderaggressiv weiter gegen die Windklingen vor. Sie kratzten und bissen als ginge es ums nackte Überleben und die Windklingen trugen schwere Wunden davon. Cord gelang es, seinen Angreifer mit einem schweren Schwerthieb diagonal zweizuteilen und Rory spaltete einem den Kopf. Mit einem lauten Flatschen fielen die reglosen Torsos zu Boden. Die verbliebenen beiden Hautlosen waren nun leicht zu erlegen, vor allem da einer der beiden noch durch die im Fleisch eingeschnittene Schnur verheddert am Boden lag und von Bolli den Gnadenstoß erhielt.
Jetzt konnten die Windklingn durchschnaufen. Jeder war gezeichnet durch die Kämpfe mit den Hautlosen und auch die hundeähnlichen Wesen kurz zuvor. Ihre Wunden brannten wie Feuer doch Zeit zum Versorgen blieb ihnen nicht denn sie wollten so schnell wie möglich weg von hier an einen sichereren Ort.
Der Nebel zog an den Freunden vorbei und mit ihm entfernten sich auch die fremdartigen und verstörenden knurrenden Laute und Schreie, die gedämpft aus der trüben Suppe hervordrangen. Dort wo der Nebel hergekommen war, lichtete sich etwas die Sicht und in der Ferne konnten die Windklingen einen grünen Schimmer wahrnehmen, der nun immer deutlicher aus der Dunkelheit heraus in den Himmel strahlte. Der Nebel, der aus Richtung Westen gekommen war, zog nun weiter nach Osten und da im Norden nur Collecto Refugium wartete, entschieden sich die Windklingen notgedrungen für den Süden. Tarnis und Cord trugen Kaya, die sich kaum noch selbst auf den Beinen halten konnte und Rory stützte den verletzten Bolli während Rosa vorausschritt. Über kargen und steinigen tundraanmutenden Boden ging es nun weiter hinein in die Nacht doch mehr als eine kleine Gesteinsgruppe mit spärlichem Gebüsch konnten die müden Freunde nicht finden und so entschieden sie sich, an dieser Stelle zu bleiben und sich so gut es geht auszuruhen.
Rory besah sich die Verletzungen der anderen und versuchte, die Wunden so gut es ging zu reinigen und zu verbinden. Jeder der Freunde hatte mehr oder minder schwere Kratzer, Furchen und Bisse doch die Wunden zweier Windklingen unterschieden sich stark von denen der anderen. Bei Rory und Kaya schien sich in dem verletzten Fleisch grünlich schimmerndes kristallines Pulver gebildet zu haben. Mit Wasser und unter Schmerzen ließ es sich jedoch auswaschen.
Die Windklingen ließen sich müde und ausgelaugt auf dem kalten Boden Rücken an Rücken nieder. Kaya, Cord und Bolli, die es am schlimmsten getroffen hatte, fielen sofort in einen ruhelosen und albtraumdurchzogenen Schlaf. Und auch Tarnis, der eigentlich gemeinsam mit Rosa und Rory Wache halten wollte, schlief schon bald erschöpft ein. Rosa und Rory sprachen kaum ein Wort sondern beobachteten die Nacht und hielten das seltsame grüne Licht in naher Ferne im Auge, das jedoch zunehmend schwächer zu werden schien, je mehr die Sonne herauskam. Nach knapp drei Stunden war die Nacht auch schon wieder vorüber und mit den ersten Sonnenstrahlen wachten nach und nach die Schlafenden auf.
Bevor es weitergehen sollte, wollte Rory sich noch einmal die Wunden besehen und stellte fest, dass sich bei Kaya und sich erneut dieses grüne kristalline Pulver gebildet hatte. Doch darüber wollten sie sich zu einem späteren Zeitpunkt Sorgen machen. Ihr nächstes Ziel stand schnell fest: Vicus Occultare. Über diese Stadt, so ihre Informationen, war eine sichere Ausreise aus Veraxio möglich. Kaya wurde schwer ums Herz da dies das Ende ihrer Suche nach Vlad bedeutete, doch ihr war auch klar, dass sie in dieser feindlichen Gegend so nicht lange überleben würden. So wollte sie auf jeden Fall noch mit ihren Freunden nach Vicus ziehen und dort dann entscheiden wie sie weiter verfahren würde. Doch wie hoch standen überhaupt Vlads Überlebenschancen? Er war alleine und bereits seit mehreren Wochen verschwunden…Kaya verdrängte ihre schlimmsten Befürchtungen und folgte ihren Freunden.
Der Blick nach Osten, wo die Windklingen Vicus Occultare vermuteten offenbarte eine Aussicht auf einen kleinen Wald, den sie nun ansteuerten. Am Waldrand entlang führte sie ihr Weg weiterhin durch karges Ödland. Die Pflanzen, die hier wuchsen, schienen verdorrt und abgestorben. Wie nach einem langen Winter sahen sie mehr braun und grau als grün und bunte Farben. Auch die gewohnten Geräusche, die sie aus der Natur gewohnt waren, vermissten sie hier. So hörten sie kaum Vogelgezwitscher und selbst die Bäume des angrenzenden Wäldchens schienen ihr Blattwerk nicht im stetigen Wind rauschen zu wollen. Die Gespräche waren dürftig und jeder hing seinen eigenen trüben Gedanken nach.
Dann plötzlich hielt Rory inne und spähte über das ausgedorrte Gras. Die anderen blieben ebenfalls stehen und folgten seinem Blick. Unweit von ihnen lag scheinbar jemand im Gras. Jedoch bewegte er sich nicht. Rotbraun gekleidet hob sich der Körper kaum von seiner Umbebung ab. Kaya stockte das Herz. Vlad? Den Warnungen der anderen zum Trotz ging sie los um nachzuschauen. Tarnis murrte und schloss schnell zu ihr auf um sie zu begleiten während der Rest an Ort und Stelle wartete. Vorsichtig schlichen sich die beiden an. Als sie näher kamen, atmete Kaya auf. Der Kopf war skelletiert und wer auch immer dort lag schon länger als nur ein paar Wochen tot und was sie als rotbraune Kleidung vermutet hatten, war lediglich der Schmutz und eingetrocknetes Blut auf der Kleidung.
Doch etwas war seltsam an dem Toten. Zwar lag dort offensichtlich eine skelettierte Leiche doch schien sich am Kopf etwas zu bewegen. Etwas gewebeartiges dort pulsierte und es hörte sich an als würde etwas verpuffen. Als Kaya und Tarnis vorsichtig näher herantraten, erkannten sie eine Art Pilz, der dort am Schädel wuchs und aus dem eine grünliche Wolke herausstieg. Die beiden zogen sich sofort ihre Halstücher vor Mund und Nase um die Sporen nicht einzuatmen. Kaya schritt neugierig noch etwas näher heran da sie etwas glänzendes an der Hand des Skeletts ausmachte, einen silbernen Ring. Doch ehe sie einen folgenschweren Fehler machen konnte, zog sie Tarnis auch schon von ihrem seltsamen Fund weg.
Kein Ring der Welt war diese Gefahren wert und so ließen die Windklingen das Pilzskelett hinter sich und gingen weiter.
Gegen spätem Nachmittag gelangten die Freunde an die Ufer der Ader. Auf der anderen Seite konnten sie in der Ferne einige Häuser ausmachen. Vicus Occultare konnte es noch nicht sein also musste es sich um ein kleines Dorf handeln, das auf ihrer Karte nicht verzeichnet war. Häuser bedeuteten Menschen. Ob gut oder schlecht gesinnt, konnte keiner wissen, doch früher oder später mussten sie ohnehin auf die andere Seite des Flusses also warum nicht hier? Der Fluss hatte nicht weit von hier im Kardomassiv seinen Ursprung und das Wasser war noch nicht so tief wie in den restlichen Teilen des Fürstentums, ein Durchschreiten wäre möglich. Tarnis band sich ein Seil um die Hüfte und watete einige Meter in das Wasser hinein. Die Strömung war stärker als erwartet und so wollte er gesichert hinüber und das Seil auf der anderen Flussseite befestigen um den anderen das Überqueren zu erleichtern. Gesagt getan. Das kalte Wasser reichte Tarnis an der tiefsten Stelle bis zum Bauch und es war anstrengend doch schließlich stand er am anderen Flussufer und band sein Ende vom Seil um einen am Ufer stehenden Baum. Die anderen hielten sich nun am Seil fest und folgten ihm. Cord und Rory schritten voraus und hatten relativ wenig Probleme. Danach folgten Rosa, der das Wasser im Gegensatz zu den anderen schon fast bis zum Hals reichte und Kaya, die sich neben sich selbst noch um den zappelnden Pavel kümmern musste, der auf ihrer Schulter saß und sich festkrallte. Das Schlusslicht bildete Bolli.
Rosa kam nur schwer voran und musste alle Kraft aufwenden um über Wasser zu bleiben. Dann durchfuhr ein plötzlicher Ruck das Seil und sie schluckte Wasser. “Hey, pass doch auf”, rief sie Kaya zornig zu, die hinter ihr wild herumfuchtelte. Pavel hatte im Wasser zwei vorbeischwimmende Forellen entdeckt und blitzartig zugepackt, was Kaya jedoch dermaßen aus dem Gleichgewicht brachte, dass sie drohte, hinzufallen. Rosa gelang es, die strauchelnde Kaya noch festzuhalten und ihr zu helfen, wieder festen Stand zu finden. Dann war es auch schon bald geschafft und nur noch Bolli watete langsam, gebremst durch seine schwere Kette und das riesige Schild durch die Fluten. Kurz vor Erreichen des rettenden Ufers rutschte er jedoch auf einem Stein aus und verschwand kopfüber im kalten Nass und drohte, abzutreiben. Zum Glück hielt er das Seil jedoch noch fest und Cord, Tarnis und Rory konnten ihn gerade noch aus dem Fluss ziehen bevor er endgültig den Halt verlieren konnte. Nass und vor Kälte zitternd standen schließlich alle Windklingen auf der anderen Seite der Ader. Die Häuser waren nun besser zu erkennen. Es waren insgesamt acht einfache Holzhütten und Lehmhäuser, die in einer Senke gebaut waren. Aus einem der Häuser stieg Rauch aus dem Schornstein.
Die Windklingen waren auf der Hut und so teilten sie sich auf. Während Bolli und Rory offensiv auf das Haus mit dem qualmenden Schornstein zusteuerten, schlichen sich Kaya, Cord, Tarnis und Rosa durch das Schilf unbemerkt an das Haus heran. Sollten die Bewohner nicht gut auf Besuch reagieren, hatten sie so noch den Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Sämtliche Fensterläden der anderen Häuser waren bereits geschlossen und als Rory und Bolli ihrem Ziel näher kamen, wurden auch hier nahezu alle Fensterläden zugezogen. Nur hinter einem Laden öffnete sich ein Fenster und ein Mann schaute heraus.
“HEY IHR DA. WAS TREIBT IHR HIER?”
Rory hob beschwichtigend die Hände und sagte, dass sie auf der Suche nach einem Freund seien und Hilfe benötigten.
“So seht ihr auch aus. Ist nicht klug, als Fremder hier her zu kommen…und von hier seid ihr nicht.” Der Mann trat nun näher an Fenster, sodass er besser zu sehen war. “Na dann kommt mal rein. Aber beeilt euch. Es wird bald dunkel und wir schließen gleich ab!”
Da traten nun auch die restlichen aus ihrem Versteck und hielten ihre leeren Hände in die Luft. Der Mann schaute leicht verwundert drein. “Sind das dann alle?” knurrte er und verschwand im Gebäudeinneren. Kurz darauf öffnete sich die Eingangstür und die Windklingen traten zögernd ein.
Drinnen wurden die Windklingen von mehrern bewaffneten Männern in Empfang genommen. Jedoch handelte es sich hierbei um keine gut gerüsteten Krieger sondern mehr um notdürftig mit Mitsgabeln und Dreschflegeln bewaffnete Bauern, die die Neuankömmlinge anwiesen, ihre Waffen in einer Kiste neben der Eingangstür zu verstauen. Der Gastfreundlichkeit folgend, taten die Freunde wie ihnen geheißen und als auch der letzte Dolch in der Kiste verschwand, entspannten sich die Männer und legten ihrerseites ihre “Waffen” beiseite. Dann ließen sie die Windklingen ersteinmal stehen und begannen, äußerst strukturiert ein Fenster nach dem anderen zu schließen und mittels Brettern und Vorrichtungen von innen zu verbarrickadieren. Minimale Beleuchtung durch Kerzen und ein offenes Kaminfeuer in der Raummitte ließ einen sehr improviesierten Wohnraum erkennen. Scheinbar nächtigten hier mehr Leute als es das Haus eigentlich hergab und neben der Herdstelle und einem Matrazenlager fanden die Windklingen ein großes Sammelsurium an Waffen oder waffenähnlichen Gegenständen an den Wänden. Derek, wie sich der Mann vom Fenster vorstellte, musterte die Neuankömmlinge und wieß ihnen dann einen Platz auf einer Bank nah am Feuer zu.
Dann bot ihnen einer der Bauern Eintopf aus dem Kessel über der Feuertstelle an und nachdem auch nach und nach die eigenartigen Bewohner den ersten Löffel genommen hatten, aßen auch die Windklingen und schlangen den doch recht fad gewürzten Eintopf hinunter. Derek setzte sich seinen Gästen gegenüber und fragte sie nach ihren Beweggründen, durch Veraxio zu wandern und sie berichteten von Vlad, den sie suchten und ihren Erlebnissen an der Grenze und ihren Begegnungen mit den hundeähnlichen Monstern und den Hautlosen.
Derek lauschte still, tauschte das ein oder andere Mal einen wissenden Blick mit einem seiner Kumpanen aber unterbrach die Erzählungen der Windklingen nicht. Als sie ihren Bericht mit der Flussüberquerung beendet hatten, schnaufte er tief durch und lehnte sich zurück.
“Nun, das klingt teilweise beunruhigend, jedoch ist das hier nichts neues. Euren Freund…Vlad…kennen wir in der Tat. Ihr habt ihn knapp verpasst. Er kam vor einigen Tagen hier, sagen wir, hindurchspaziert. Aus welchem Grund auch immer er hergekommen war, er sah, dass er hier anderen helfen konnte und wollte bleiben. So verwies ich ihn nach Vicus Occultare, wo wirklich jede helfende Hand im Kampf gegen die Legaten gebraucht wird. Dort werdet ihr ihn sicherlich finden.”
Die Freunde schauten ratlos drein, Kaya fiel ein Stein vom Herzen.
“Ich sehe, ihr scheint verwirrt. Nun, so geht es den meisten Fremden, die sich nach Veraxio verirren. Nun, es ist so…in Collecto Refugium werden die Anhänger des “Einen” empfangen…Magier, die nicht mehr wollen oder können…ihr versteht was ich meine. Dieser “Schnüffler”, den ihr an der Grenze saht, war einer der “Spürer”. Ein Magier, der gezwungen wird, Magie aufzuspüren. Wir glauben natürlich nicht, dass sie dies freiwillig tun aber die Legaten haben Mittel und Wege um, sagen wir, sich den Geist ihrer Gefangen gefügig zu machen.”
Rory lief es bei der Erinnerung an den in Maske und angeleinten “Spürer” eiskalt den Rücken herunter.
“Das grüne Licht, das ihr erwähntet, stammt vom Gradus Nihilum. An dieser Stelle, an der der Kataklysmus damals am stärksten wirkte, klafft ein tiefer Riss im Boden aus dem des Nachts eben jenes grüne Leuchten zu sehen ist. Wir wissen nicht wie, jedoch machen sich die Legaten auch diesen Umstand auf irgendeine Art zu nutze. Der Kataklysmus veränderte das gesamte Land doch hier sind die Folgen am schwersten zu sehen und zu spüren. Ihr habt schon einige der “Bewohner” von Veraxio kennen gelernt. Man hat euch sicherlich gesagt, dass ihr euch des nachts besser nicht draußen aufhalten solltet. Der Nebel birgt tödliche Gefahren. Und da waren eure Begegnungen noch nicht einmal die schlimmsten. Deshalb auch unsere Vorkehrungen.”
“Aber wieso lebt ihr denn dann überhaupt noch hier?”, fragte Kaya.
“Viele sind gegangen, da habt ihr recht. Doch nicht allen war das Glück vergönnt, ihre Freunde und Familie beisammen zu haben. Und auch heute verirren sich noch Unwissende hier her, wie ihr selbst ja vortrefflich bewiesen habt. Wir sind der letzte Widerstand, die letzte Bastion wenn ihr es so wollt. Wir helfen denen, die sich nicht selbst helfen können und versuchen so viele Menschen wie möglich zu retten und über Vicus außer Lande zu bringen. Wenn ihr bleiben und uns unterstützen wollt, wären wir euch sehr dankbar. Auch euer Freund hat das erkannt.”
Es herrschte beklemmendes Schweigen. Da lebte man teils so nahe der Grenze vor sich hin und wusste doch so wenig von Veraxio und den Machenschaften der Legaten. Ob der Fürst darüber wohl im Bilde war? Und wenn ja, wie konnte er das nur dulden?
“Wir sollten ihm von den Fässern erzählen…”, flüsterte Kaya Cord zu und dieser nickte. Er berichtete Derek, dass sie die leeren Fässer, in denen sie über die Grenze geschmuggelt worden waren, laut Anweisung von ihrem Schleuser Jean Credo unbedingt vernichten sollten, dies jedoch aufgrund ihres herzlichen Empfangskomitees nicht mehr geschafft hatten. Derek und die restlichen Bauern blickten sich sorgenvoll an und auf einen Wink hin von Derek, stellte einer der Männer einen Topf auf den Tisch. Einer nach dem anderen griffen sie hinein und zogen jeweils ein Hölzchen heraus. Ein junger Mann wurde kreidebleich als er das scheinbar kürzeste der Hölzchen zog. Zitternd zog er sich an, bewaffnete sich mit einer rostigen Bauernwehr und huschte durch die kurz geöffnete Tür bevor sie sich schnell wieder hinter ihm schloss. Die Windklingen schluckten.
“Er weiß, was er tut…”, sagte Derek, dem die betroffenen Blicke der Windklingen nicht entgangen waren und versuchte mehr schlecht als recht, ein Lächeln aufzulegen.
Nach und nach legten sich einige der Männer ab. Die meisten jedoch blieben auf den Bänken sitzen oder stellten sich an die Wand, wo sie auf ihren Waffen aufgestützt und mit einem offenen Auge lediglich vor sich hin dösten. Auch Bolli hatte sich bereits auf dem Boden am Feuer ausgebreitet und schnarchte laut vor sich hin während die anderen noch mit Derek beisammen saßen.
“Das Metall oder das Erz, von dem euch euer Magierfreund aus Aureastett erzählt hat, gibt es tatsächlich. Doch meinte er vermutlich das schwarze Harz, das wir “Bernerz” nennen. Manchmal schlägt ein Blitz in die Bäume hier ein und dann tritt eben dieses eigenartige Harz aus. Es ist von tiefem Schwarz mit einem leichten Grünstich. Ausgehärtet kann es bearbeitet werden wie Stahl oder Eisen, jedoch ist es um einige härter als das, was ihr so kennt. Ach ja, und eure Wunden solltet ihr morgen übrigens Mirek in Viucus zeigen. Der weiß, was da zu machen ist.” Und damit beendete Derek das Gespräch und legte sich wie auch die Windklingen schlafen.
Als Rosa wach wurde war es noch dunkel. Sie wollte schon wieder die Augen schließen und versuchen, weiterzuschlafen doch die Dunkelheit rührte lediglich von den noch verschlossenen Fensterläden her somit wusste sie nicht, wie spät es war. Sie schnupperte. Es roch nach Essen. Langsam schälte sie sich aus ihrer Decke und sah vier von Dereks Männern an der Kochstelle werkeln und brutzeln. Sofort war sie auf den Beinen und spähte in die gusseiserne Pfanne und den Topf über der Feuerstelle. Im Topf schwammen frisch ausgenommene Forellen in einem lieblos angesetzten und äußerst fad aussehenden Sud. Jeee, was taten die denn da? Hier war eindeutig Pfusch am Werk. “Kann ich euch helfen?” Ohne eine Antwort abwartend machte sie sich auch sofort ans Werk und kramte ihre Gewürz- und Kräutervorräte aus ihrer Tasche und versuchte zu retten, was zu retten ging. Die Männer machten ihr kurzerhand Platz und überließen ihr das Schlachtfeld.
Als die restlichen Windklingen erwachten, erwartete sie ein reichhaltig gedeckter Tisch und der Duft eines deftigen Fischeintopfs sowie Rührei mit kross gebratenem Speck. Derek und seine Männer langten zu, als hätten sie wochenlang nichts mehr zu essen bekommen und freuten sich über Rosas exquisites Mahl.
Nach dem Essen verteilte Derek noch einige Aufträge an seine Kumpanen und dann zogen die Windklingen in seiner Begleitung los nach Vicus Occultare.
Lange mussten die Freunde nicht laufen, da entdeckten sie auch schon die ersten Häuser der Stadt. Es war keine große Stadt und es lebten wohl auch wie schon zuvor im Dorf weitaus weniger Menschen hier, als es in den Häusern Platz gehabt hätte, denn sonderlich gut in Schuss schienen die Gebäude nicht gehalten zu sein. Im Zentrum der Stadt passierte die Gruppe eine Schmiede und einen Brunnen. Beides schien jedoch schon länger nicht mehr genutzt worden sein. Ebenfalls in der Stadtmitte befand sich ein alter Tempel, dessen Gottheit die Windklingen jedoch im bloßen Vorbeigehen nicht erkennen konnten.
Für eine genauere Stadtführung ließ ihnen Derek jedoch auch keine Zeit denn er führte sie zügig zu einem Haus. “Ihr wartet hier draußen. Ich kündige euch erst bei Mirek an,” sprach er und verschwand im Inneren des Hauses. Die Freunde schauten sich um. Rosa entdeckte unweit eine riesige Feuerstelle mit einem Kessel darüber, in dem die komplette Windklingengruppe bequem Platz gefunden hätte. An dem Kessel lehnte eine Leiter und auf dieser stand über den dampfenden Inhalt gebäugt eine ältere Hobbitdame. Auch um die Kochstelle herum wuselte und werkelte ein knappes Dutzend weiterer Hobbits. “Ich bin weg. Bin eh nicht verletzt. Geht ihr mal alleine zu Mirek.” Und ohne eine Antwort abzuwarten gesellte sich Rosa zu den fremden Hobbits. Schulterzuckend blieb der Rest der Gruppe zurück als auch schon die Tür geöffnet und sie alle von einem kleinen kompakten Mann von kräftiger Statur und wettergegärbter Haut hereingebeten wurden. Mirek. Derek ging wieder hinaus und meinte, dass sie sich nach ihrer Behandlung - wobei er verschmitzt grinste - beim Essen treffen würden, wenn sie denn noch Appetit hätten.
Beim Betreten des Hauses schlug Tarnis, Rory, Bolli, Cord und Kaya sogleich ein unangenehmer und beisender Geruch in die Nase. Die Luft war dunstig und feucht. Sie standen in einem großen Raum mit mehrern Tischen, Regalen und Werkbänken. Alles war zugestellt mit allerlei Utensilien. Gläser, Tigel, Mörser, Schalen mit unidentifizierbarem Inhalt standen überall herum, Bücher, die in den Regalen keinen Platz mehr gefunden hatten, stapelten sich in hohen Türmen auf dem Boden oder lagen offen auf Ablageflächen. Im hinteren Teil des Raumes befand sich ein in den Boden eingelassener riesiger Zuber. Wie tief er war, konnte man von außen jedoch nur erahnen denn eine darin umherwabernde milchige und leicht rötliche Schlierenflüssigkeit verdeckte die Sicht auf den Grund.
Mirek wirkte leicht ungedulgig. “So, Derek hat mir alles erzählt. Dann zeigt mal eure Wehwechen her.”
Einer nach dem anderen legte seine Verbände ab und Mirek begutachtete kurz jeden von ihnen, wobei er immer wieder den Kopf schüttelte. Sehr ermutigend. “Hmm, ihr wart wohl nicht ganz frei von Magie, wie mir scheint?” sagte er tadelnd als er die Wunden von Rory und Kaya besah, in denen sich bereits wieder kleine grüne Kristlle gebildet hatten. “Und der Rest kann auch eine komplette Wäsche vertragen, wie mir scheint. So, dann zieht mal alles aus. Und wenn ich sage alles, dann meine ich alles. Wenn ihr in die Suppe steigt, kommt ihr danach eh nackt wieder raus da kein Gegenstand das übersteht.”
Suppe? Da rein? War das etwa sein Ernst? Die Windklingen sahen sich leicht schockiert an.
“Ähm, ich würde mein Amulett gerne anbehalten,” sagte Bolli. “Wenn ich das ausziehe dann…äh, habt ihr hier ein…äh…kleines Problem.”
“Das…ist euer Problem. Wenn ich sage 'alles' ausziehen dann meine ich auch alles. Gegenstände überleben die Suppe nicht!” sagte Mirek und wackelte zum Einstieg des Zubers.
“Dann muss es eben schnell gehen,” sagte Tarnis. “Wir müssen ihn eben gut festhalten und ihm das Amulett so schnell wie es geht wieder anziehen.”
Während die Männer sich noch beratschlagten, legte Kaya bereits ihre Kleidung bis auf die Untertunika ab und ging an den Rand der Suppe. Es sah schon von außen widerlich aus und roch umso erbärmlicher. Aber es half nichts und mit einem kleinen Sprung platschte sie in den zähflüssigen Schleim. Es bewegte sich schwerer darin als in reinem Wasser aber allen Erwartungen zum Trotz fühlte es sich nicht schlimm an. Ein leichtes Kribbeln überzog ihre Haut und schien in jede Pore einzudringen.
“Du musst komplett rein”, keifte es von oben und bevor Kaya ihre Frage stellen konnte, tunkte sie Mirek mit eisernem Griff mit dem Kopf unter Wasser…unter Suppe. FWÄH - ihren Mund hätte sie vorher gerne noch geschlossen und beim Wiederauftauchen spuckte sie lange Spuckefäden aus. Kaya stieg aus dem Bottich und wollte sich mit dem Ärmel das Gesicht freiwischen, nur war ihre Tunika gänlich verschwunden. Verlegen huschte sie hinter eine Holztrennwand.
“Geh zur Hintertür, dort stehen Wassereimer bereit zum Waschen”, sagte Mirek. Kaya klaubte rasch ihre Kleidung zusammen und verschwand im Hinterhof.
Danach stiegen Cord, Rory und Tarnis in die Suppe. Während Cord und Rory die Prozedur stillschweigend ertrugen, zierte sich Tarnis etwas vor dem Untertauchen und wurde wie Kaya zuvor von dem nicht gerade zimperlichen Mirek kurzerhand getunkt. Panisch tauchte Tarnis wieder auf bevor auch er aus der schmierigen Brühe hinaushechtete. Zum Schluss kam Bolli. Er stieg bis zur Hüfte in den Zuber, sein Amulett noch um den Hals gelegt. Cord und Rory umgriffen seine Arme und Handgelenke während Tarnis ihm die Halskette abnehmen wollte. “Habt ihr ihn?” Cord und Rory nickten und kurzerhand und völlig unvermittelt schlug Tarnis Bolli ins Gesicht, sodass dieser kurzzeitig Neuntöter zwitschern hörte. Behände zog Tarnis Bolli das Amulett von Hals und tunkte ihn in die Suppe während Cord und Rory ihre Mühe hatten, den rasenden Bolli festzuhalten. Als er wieder auftauchte, stand Tarnis schon wieder bereit um rasch einen Eimer Wasser über Bolli zu schütten und ihm schnell das Amulett um den so gesäuberten und suppefreien Hals zu legen.
Kaya war derweil bereits wieder sauber eingekleidet und kam gerade wieder dazu als ihre vier Freunde allesamt ihr menschliches Knäuel lösten und vom Zuber traten - nackt. Hrmm. Sie ging wieder nach draußen…
Draußen schlenderte sie zu Rosa an die Feuerstelle und besah sich dabei ihre Wunden. Zumindest die Stellen, an denen vor ihrem Bad noch Wunden waren. Denn ihre Haut war rein und makellos. Auch alte Wunden und Blessuren schienen wie weggewischt. Zudem fühlte sie sich frisch und ausgeruht wie schon seit langem nicht mehr. Auch das in den letzten Tagen steigende Verlangen nach Kristall war wie weggeblasen. Kurzum, sie fühlte sich wie neugeboren.
Am der Kochstelle angekommen war Rosa bereits voll in ihrem Element und verfeinerte den Eintopf der dort in dem riesigen ausladenden Kessel vor sich hinbrodelte und fachsimpelte fröhlich mit ihresgleichen. Kaya unterhielt sich gerade mit Derek, der sie gerade bezüglich ihrer Suche nach Vlad zum Sägewerk verwiesen hatte, als auch der Rest der Windklingen frisch, sauber und geheilt dazustießen. Kaya staunte nicht schlecht als Rory seine Hand zum Gruße hochhielt und kein böses Mal mehr zu sehen war. Alle sahen ausnahmslos erholt und fidel aus.
Kaya teilte den anderen mit, dass sie Vlad wohl im Sägewerk finden würden und drängte, sich auf den Weg zu machen. Rosa hatte gerade noch ein komplettes Käserad in den Topf geworfen bevor sie von der Leiter zum Kochtopf stieg und mit dem Rest zum Sägewerk marschierte.
Kaya legte ein zügiges Tempo vor auf dem Weg zum Sägewerk, stockte jedoch kurz vor Betreten des Gebäudes. Was wenn er nicht dort war? Oder er war dort und wollte nur nicht gefunden werden? Und wieso machte sie sich eigentlich so viele unnötige Gedanken?
Sie betraten den Werksraum in dem an mehreren Stellen gearbeitet wurde. Vlad war nicht zu sehen und Cord fragte kurzerhand den erstbesten Arbeiter. Der schaute nur kurz auf und rief dann in den hinteren Teil des Raumes, woraufhin sich einer der Arbeiter zu den Windklingen herumdrehte. Er grinste freudestrahlend als er auf die Windklingen zukam. “Freundeee, ihr hier? Welch schöne Überraschung! Kaya…” und er breitete die Arme aus und ehe sie reagieren konnte, schloss er sie in die Arme und drückte sie fest an sich. Kaya ließ es geschehen und strampelte sich dann jedoch zeternd wieder frei. “Was…?” - ZACK - bevor Vlad noch etwas sagen konnte, hatte Kaya ihm auch schon eine Ohrgeige verpasst.
“WAS FÄLLT DIR EIGENTLICH EIN, EINFACH SO FORTZUBLEIBEN. DIR WAR DOCH KLAR, DASS WIR DICH SUCHEN WERDEN. WEGEN DIR WÄREN WIR FAST GESTORBEN. WIR WURDEN ANGESCHOSSEN, GESCHLAGEN, GEBISSEN, GEKRATZT, ICH WAR EIN HOBBIT UND WIR STANDEN MEHRFACHST KURZM VORM TOD. UND ALLES NUR WEIL DER HERR HIER HOLZ HACKT?”
“Ich äh…es tut mir leid?” - ZACK - und die nächste Ohrfeige. Kaya schnaufte tief durch.
“Die hab ich wohl verdient…”, sagte Vlad kleinlaut und rieb sich die Wange. Dann berichtete er von seiner Reise nach Veraxio. Im Auftrag von Magier Kupferfeld war er genau wie die Windklingen über die Grenze geschleust worden und hatte sich auf die Suche nach dem mysteriösen Erz gemacht. Gefunden hatte er tatsächlich etwas von dem Harz, von dem Derek bereits berichtet hatte. Dann sei auf diese Menschen hier gestoßen und sah, dass sie dringend jede helfende Hand bebrauchen konnten. Da sie ihm zuvor ebenfalls geholfen hatten, wollte er sich erkenntlich zeigen und eine Weile bleiben. Dass sich seinetwegen jemand Sorgen machte, hatte er natürlich nicht beabsichtigt, wie er mehrmals beteuerte…Idiot, dachte sich Kaya, konnte ihm jedoch nicht lange böse sein.
Am späten Nachmittag versammelten sich alle Einwohner an der großen Feuerstelle, wo die Hobbits den von Rosa verfeinerten Eintopf kredenzten. So lernten auch die anderen die alte Hobbitdame Hilde kennen, die sich hier um das leibliche Wohl aller kümmerte und erfuhren ihre traurige Geschichte. Sie und ihre Kinder befanden sich hier fern ihrer Heimat in Dale und hofften auf das Wiederkehren von Hildes Mann und dem Vater der Kinder, der in Veraxio vor langer Zeit verschwunden war. Rosa unterhielt sich lange mit Hilde, die die Hoffnung eigentlich bereits aufgegeben hatte und der nur der Mut fehlte, ihre Kinder wieder nach Hause zu bringen. Rosa konnte ihr jedoch ihr schlechtes Gewissen ihrem Mann gegenüber nehmen und versprach, sie und ihre Kinder mit nach Dale zu nehmen.
Auch Derek und Mirek gesellten sich zu den Windklingen und solange es noch hell war, unterhielt man sich am Lagerfeuer. Vlad wich keinen Moment mehr von Kayas Seite und so langsam legte sich ihr Zorn auf ihn. Cord dankte Mirek nochmals für alles und gab ihm hundert Silbertaler für seine Hilfe. Mirek war sprachlos und freute sich sehr. Auch Derek bedankte sich bei den Windklingen für die von ihnen angebotene Hilfe. Schließlich stand er mit der Bitte, auf ihn zu warten, auf und verschwand. Kurze Zeit später tauchte er wieder auf, an der Hand einen Mann, der wie ein Kleinkind neben ihm her trottete. Seine Haut war durchzogen von geschwärzten Narben.
“Damit ihr seht, für was wir das hier alles machen,” sagte Mirek, “das ist ein sogenannter Befreiter. Wir versuchen, so viele es geht vor den Legaten zu retten!”
Der Mann schien keinen der Anwesenden zu registrieren. Sein Blick war leer und seine Mundwinkel schräg verzogen und leicht geöffnet, sodass er leicht sabberte, was er jedoch auch nicht zu bemerken schien. Dann legte Mirek ihm väterlich eine Hand auf die Schulter und drehte ihn behutsam in die Richtung aus der er gekommen war um ihn wieder zurück in seine Unterkunft zu bringen.
Die Windklingen waren schockiert und traurig berührt. Die Menschen hier taten ihnen leid und gleichzeitig hatten sie sehr großen Respekt vor der völlig selbstlosen Arbeit, die hier tagtäglich verrichtet wurde.
Dann läutete eine Glocke und bedeutete allen, dass nun Sperrstunde sei. Geschlafen wurde im Langhaus, das von innen, wie bereits erlebt, verbarrickadiert wurde.
Am nächsten Morgen wurden alle von Hilde geweckt und nach einem oppulenten Hobbitfrühstück bestiegen die Windklingen eine geliehene Kutsche und machten sich auf den Weg zurück über die Grenze. Der Weg zurück in den bekannten und weitaus freundlicheren Teil Terravinos verlief ohne Zwischenfälle und die Windklingen blickten frohen Mutes in die Zukunft…ob ihre gute Stimmung wohl auch den Nachwirkungen ihres Bades in Mireks “Suppe” geschultet war?
Rory kramte in seiner Tasche und brachte eine kleine Phiole zum Vorschein, in der grünlich schimmerndes Pulver glänzte. “Wenn wir sonst schon nichts mit nach Hause bringen, dachte ich, sammel ich vor meinem Bad in der Suppe wenigstens noch etwas von dem grünen Zeug.”
Und auch Kaya grinste und meinte nur: “Auch nicht schlecht…ich hab mir etwas von der Suppe selbst abgefüllt. Wer weiß, für was das mal gut ist…”